BUND ÖFFNET GESPRÄCHSPROZESS
Solingen | Zentrales Element beim zweiten Tag des FeG-Bundestags des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR (FeG) am Samstag, 24. September, war das Gespräch über das Impulspapier der FeG-Bundesleitung „Geistliche Gemeinschaft für mehr lebendige Gemeinden“ und die Frage, wie man als FeGs zukünftig mit Einheit und Vielfalt am Beispiel von Homosexualität umgehen wolle. Nach dem Tag ist klar, dass es diesbezüglich weitere Gesprächsprozesse innerhalb der Bundesgemeinschaft geben wird.
„Die Spannung ist uns in die Wiege gelegt“, sagte Präses Ansgar Hörsting direkt zu Beginn der Diskussion um Einheit und Vielfalt. Einerseits verstehe man sich als geistliche Lebens- und Dienstgemeinschaft von selbstständigen Gemeinden. Gleichzeitig werde laut der Verfassung nach „gemeinsamer Erkenntnis“ gestrebt. „Wenn wir diese Balance auflösen, brauchen wir nicht mehr zu ringen.“ Das könne jedoch nicht die Lösung sein.
Bezüglich des Impulspapiers „Geistliche Gemeinschaft für mehr lebendige Gemeinden“ gestand Hörsting Schwierigkeiten ein: In einer ersten Version des Impulses, der im Mai an die Teilnehmenden des Bundestags geschickt worden war, habe es ein „Störgefühl“ gegeben. Mehrere Gemeinden fanden sich in diesem Entwurf der erweiterten Bundesleitung nicht wieder. Daraufhin hatte die FeG-Bundesleitung das Papier überarbeitet. Das Ziel des Impulses sei nach wie vor die Vision, mehr lebendige Gemeinden zu gründen, sagte der Präses. Den weiteren Prozess stellte er im Folgenden vor.
FEG-MODELL IST SEHHILFE
Im ersten Schritt erklärte Ansgar Hörsting noch einmal das FeG-Modell, das Teil des Impulses ist. „Das FeG-Modell soll helfen, die Werte, die sich in unserem Bund als tragend erwiesen haben, vor Augen zu haben“, sagte der Präses. Es diene als Sehhilfe. Zum einen gehöre da die Grundstruktur, die Spannung zwischen Einzelgemeinde und Bundesgemeinschaft.
Als zweiten Punkt lege das FeG-Modell den Fokus auf die Inhalte. Diese speisten sich aus drei Quellen: Offenbarung, Vernunft und Erfahrung. Allen voran sei die Offenbarung: „Entscheidende Dinge zwischen Gott und Mensch können wir uns nicht selbst sagen, die hat Gott uns gesagt.“ Gleichzeitig solle man die Vernunft nicht kleinreden. Zuletzt zeige schon die Apostelgeschichte, dass Menschen Dinge erfahren, die durch Offenbarung und Vernunft nicht erklärbar seien. „Es geht um die Balance“, resümierte der Präses.
Zuletzt spiele im FeG-Modell die kulturelle Ebene eine Rolle. „Kultur verspeist die Strategie zum Frühstück“, zitierte Hörsting. Wenn man keine gute Kultur pflege, nützten auch Inhalte nichts. Haltung, Sprache und Handlung ergänzten sich in der Kultur. Das Gesamtmodell sei als Sehhilfe zu verstehen. „Das ist keine Dogmatik.“
EINE FRAGE IM ZENTRUM
Zusätzlich hatte die FeG-Bundesleitung einen Gesprächsprozess für ein Leitbild angestoßen. Fünf zentrale Fragen formulierte sie dafür:
- Einheit, Gemeinschaft, Vielfalt und Konsens in einem Bund von selbstständigen Gemeinden. Wie kann das gut gelingen?
- Wie kann Ethik (Lebensführung) aus dem Evangelium heraus verstanden werden? In welchem Verhältnis stehen Rechtfertigung durch den Glauben an Jesus Christus und unser Lebensvollzug zueinander?
- Wie verstehen wir die Bibel als Gottes Wort und wie legen wir sie aus?
- Wie kommen wir zu einer gemeinsam akzeptierten ethischen Urteilsbildung? Wie verbindlich sind die Ergebnisse einer gemeinsamen ethischen Urteilsbildung für jede und jeden? Wo müssen wir lernen, die Vielfalt auszuhalten?
- Wie bewerten wir aus biblischer Perspektive gelebte Homosexualität (und ggf. auch andere Formen sexueller Identität) und kann es uns gelingen, einander zu verstehen und verschiedene Erkenntnisse als biblisch begründet zu achten?
Im Verlauf habe sich der Weg herauskristallisiert, den Gesprächsprozess an einer Frage aufzuhängen: „Wie können wir als Bund selbstständiger Ortsgemeinden in Einheit und Vielfalt mit Homosexualität umgehen?“ Diese Frage solle in verschiedenen Formaten diskutiert und anschließend überarbeitet werden, erklärte der Präses. Der Bundestag könne den Text dann als „prägendes Leitbild“ (möglicherweise durch ein Votum oder eine Abstimmung) annehmen.
VORSCHLAG: KONSENS, ABWEICHUNG MÖGLICH
Nach diesem Gesprächsprozess, der auf ein Jahr angelegt ist, und der Abstimmung über das erstellte Leitbild, soll das Papier wie folgt wirken: Für die Arbeit der Bundesleitung und die Bundesangestellten solle der Text maßgeblich sein. Für die Bundesgemeinschaft beschreibe der Text den verbindenden Konsens. Für die Gemeinde habe der Text „prägende Wirkung“.
Man gehe von der Zustimmung der allermeisten Gemeinden aus. „Bei Abweichungen, und das ist ein wichtiger Zusatz, müssen wir im Einzelfall damit leben“, sagte Hörsting. Jedoch wünsche man sich eine möglichst große Kongruenz.
INTENSIVE DISKUSSIONEN
Dieser Vorschlag wurde von den Anwesenden in Solingen-Aufderhöhe und den Teilnehmenden über Zoom im Plenum und Kleingruppen intensiv diskutiert. Zustimmung gab es dafür, den ersten Entwurf des Papiers „Geistliche Gemeinschaft für mehr lebendige Gemeinden“ überarbeitet zu haben und das Gespräch darüber zu öffnen.
Theologisch gingen die Meinungen der Wortmeldungen auseinander. Sowohl eine Verschärfung des Vorschlags als auch eine Entschärfung war ein Wunsch bei den zahlreichen Wortmeldungen. Auch das Wort „Leitbild“ stand in der Kritik. Einige Mitglieder des Bundestags sahen darin die Selbstständigkeit der Ortsgemeinden in Gefahr. Andere unterstützten den Weg der Bundesleitung. Am Ende gab es per Votum Zustimmung dafür, den Gesprächsprozess weiterzuführen.
MEHR LEBENDIGE GEMEINDEN
Der gesamte Bundestag wie auch der Anstoß zum Gesprächsprozess standen unter der Vision, als Lebens- und Dienstgemeinschaft mehr lebendige Gemeinden zu gründen. „Wir wollen Gemeinden, die sich anfühlen wie ein Fest”, so sagte Ansgar Hörsting schon zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung. Gleich vier neue FeGs wurden im Rahmen des Treffens in den Bund aufgenommen.
FAKTEN FEG-BUNDESTAG
Der Bundestag ist das oberste Bundesorgan und besteht aus Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsgemeinden, Bundeswerke und Arbeitsbereiche des Bundes. Er ist vergleichbar mit den Synoden anderer Gemeindebünde. In diesem Jahr findet er am 23. und 24. September in Bethanien-Kapelle Solingen-Aufderhöhe zusammen, um über die zentralen Fragen der „Lebens- und Dienstgemeinschaft“ zu beraten und zu entscheiden. Insgesamt nehmen gut 350 stimmberechtigte Personen in Präsenz und digital am Bundestag teil.
FAKTEN BUND FEG
Der Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR wurde 1874 gegründet und besteht aus mehr als 500 selbstständigen Ortsgemeinden mit insgesamt knapp 43 000 Mitgliedern. Er ist Teil der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Sitz der Bundesgeschäftsstelle ist Witten. Präses ist seit 2008 Ansgar Hörsting.
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