Wovon lassen sich Leiter leiten? Arne Völkel gibt im ersten Teil der Reihe „Gemeinde leiten durch das Wort“ Gemeindeleitungen Denkanstöße, die gewachsene Art und Weise des gelebten Glaubens- und Gemeindeverständnisses zu hinterfragen und einzuordnen. Dabei weist er auf die Bibel als Mitte, Quelle und Korrektiv unserer Glaubenspraxis hin.

Wo habe ich es bloß abgeheftet?“, denke ich, während ich in diversen Ordnern, Schubladen und Kisten im Keller und auf dem Dachboden nach dem Erstauflagenheft von CHRISTSEIN HEUTE suche, wohlgemerkt das erste vierfarbige Heft nach dem klassischen „Gärtner“. Neues Format mit neuer Aufmachung und neuem Layout. Ich durfte den Hauptartikel schreiben: „Glaube und Erfahrung.“ Mit dem Testfeld des Glaubens befasste ich mich damals intensiv. Theologie und Erfahrung, miteinander statt gegeneinander!

Ein Blick zurück: Vor einem Vierteljahrhundert war es neu, in dieser Art vom Glauben zu denken und über ihn zu schreiben. Ich erinnere mich noch gut an die Redaktionssitzungen von CHRISTSEIN HEUTE und an die ersten Zusammenkünfte des Gründungsteams der Zeitschrift „Aufatmen“. Wir kamen auf Initiative von Ulrich Eggers zusammen: Männer und Frauen aus unterschiedlichen Kirchen und Gemeindebünden, mit unterschiedlichen geistlichen Prägungen. Aber alle bewegt von dem Wunsch, den Glauben an Gott Vater, seinen Sohn Jesus Christus und die Wirkungen des Heiligen Geistes in der persönlichen Glaubensnachfolge spürbar zu erfahren. Wir waren zudem überzeugt, dass es aufgerissene Gräben innerhalb der evangelischen Allianzgemeinschaft zu überwinden galt, entschieden und mit weiten Herzen.

ZEIT FÜR EINE NEUBESINNUNG

Was in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts in christlichen Gemeinden unüblich war, ist heute Standard. Den Blick auf sich selbst, die eigene Biografie, die persönlichen Gaben, Begabungen, Bedürfnisse, Gefühle und Empfindungen gerichtet. Ob in Hauskreisen, in Predigten, in Bibelgesprächskreisen oder Jugendgruppen. Erzählt wird vom eigenen Erleben. Von der Erfahrung mit sich, mit der Welt, mit Gott, mit allem und jedem: „Wie ist es mir ergangen, was habe ich gefühlt, was hat mich genervt, gefordert, begeistert …?“ Wird die Bibel aufgeschlagen, dann um bestätigt zu finden, was wir schon immer wissen, denken, hören und für die Wahrheit halten. Am Ende halten wir das für das Evangelium. Was den liebgewonnenen eigenen Meinungen und Argumenten folgt und subjektive Beweggründe verteidigt, ist willkommen. Die Infragestellung eigener Meinung hingegen provoziert in der Gesprächsgruppe Empfindlichkeiten. Kritik wird als übler Stilbruch gewertet.

Mancher stellt dabei jedoch fest, dass bei solchen Gesprächen nichts Neues mehr herauskommt. Wenig, was hilft, den Glauben an Jesus in den Alltag zu integrieren. Es fühlt sich an, als ob, entgegen der erhofften Absicht, die allseits propagierte Beschäftigung mit der persönlichen Biografie und die Erforschung des letzten Seelenwinkels den Glauben mehr in Falten legt als ihn aufzubügeln. Das Gute an dieser Entwicklung: Mancherorts keimt ein Spross der Sehnsucht danach, sich wieder stärker an Gottes Wort, an die Bibel zu erinnern. Es ist der Wunsch nach einer tragenden Basis biblisch-theologischer Einsicht, unabhängig vom persönlich Erlebten. Es ist auch der Wunsch nach einer neuen Ehrlichkeit, die eine Jesuserfahrung nicht allein in den schönen Stimmungen von Gottesdiensten und christlichen Events erwartet, sondern ebenso in Trauer, im Scheitern, in Krankheit und Leiden bestätigt findet. Aber da ist auch noch mehr.

 

Den vollständigen Artikel können Sie in der Ausgabe 05/19 in CHRISTSEIN HEUTE nachlesen.

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