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Januar 12, 2020 | Aktuell CHRISTSEIN HEUTE FeG-Präses Presse

Missionsverständnis: Gottes Liebe motiviert | Ansgar Hörsting

GOTTES LIEBE MOTIVIERT!

Vortrag von Ansgar Hörsting auf dem SCM/EKD-Symposium am 21. November 2019 | Berlin

Was „drängt uns“ theologisch zur Mission? Polarisierungen, Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen „Gericht und Gnade“: Zu diesem Themenkreis gab Präses Ansgar Hörsting neben Referierenden aus anderen Kirchen pointiert und persönlich seine Einschätzung.

Was drängt uns zur Mission? Drängen, das klingt nach drängeln. Nach Druck. Darf es das überhaupt, wenn es um Mission geht? Haben wir das nicht hinter uns gelassen? Gibt es eine Dringlichkeit? Und worin besteht sie? Meine Antwort: Ja, es muss sogar eine Dringlichkeit geben. Ich spreche davon nicht ständig. Aber wenn ich so gefragt werde, antworte ich mit einem deutlichen Ja.

LIEBE JESU MOTIVIERT

Im 2. Korintherbrief 5,14 schreibt Paulus, dass uns die Liebe Christi drängt. Sie drängt Paulus, von dem zu reden, was nötig ist. Das Kapitel dieses neutestamentlichen Briefes gibt Beispiele dafür, was das ist: der Richterstuhl Christi (Vers 10), die Versöhnung, die in Jesus Christus geschehen ist (Verse 18-19), und die aufrufende Bitte: Lasst euch versöhnen mit Gott (Vers 20).
Liebe drängt! Es ist nicht das Einzige, was sie tut, bei weitem nicht, und sie drängt nicht immer, bei weitem nicht. Aber sie drängt, weil sie ein dringliches Anliegen hat. Und wenn das so ist, ist es folgerichtig, dass auch wir ein dringliches Anliegen haben. In diesem recht verstandenen Sinne drängen wir! Nicht aus schlechtem Gewissen, aus Angst oder weil uns Kirchenmitglieder fehlen, sondern aus Liebe.

MENSCHEN BEWEGEN

Die Liebe zu meiner Frau lehrt mich, die gesamte Klaviatur zu spielen. Werbend. Lockend. Gewinnend. Auf Augenhöhe. Respektvoll. Wertschätzend. Ich erzähle ihr von dem, was ich liebe. Aber manchmal dränge ich auch. Aus Liebe. Sie kann auch daran erkennen, dass ich sie l iebe, dass sie mir nicht egal ist. Ich dränge sie z. B. zum Kauf eines Mantels, weil der richtig gut aussieht, sie aber noch denkt: Er ist zu teuer. Ich dränge sie, mich ans Lenkrad zu lassen, weil sie zu müde ist und sie sich unnötig quält. Wenn ich aus Liebe dränge, vermittle ich: Du bist mir wichtig.
Ich kam als junger Erwachsener zum Glauben an Jesus Christus. Es kam dazu, weil ich gute Beispiele hatte für ein Leben als Christ. Ich hatte ernsthafte Gesprächspartner. Und ich hatte einen Freund, der mich drängte. Er hatte Jesus Christus kennengelernt. Und er meinte, mir könne nichts Besseres passieren, als ebenfalls Jesus als Erlöser und Herrn kennenzulernen. Mein Freund nervte. Er sprach von Verlorenheit. Er haute mir biblische Wahrheiten um den Kopf. Und er hielt nicht still. Das war seine Art, mir seine Liebe zu zeigen. Ich bin ihm bis heute dankbar dafür.
Es reicht nicht, zu sagen: Gott versöhnte die Welt mit sich. Das andere gehört dazu: Lasst euch versöhnen mit Gott. Ja, in Christus bist du eine neue Kreatur (2. Korinther 5,17). Aber ohne Christus eben nicht.

FÜR DAS EWIGE LEBEN WERBEN

Ich schreibe Teile dieses Vortrags in einem Café. Bevor ich hier hereinging, lief ich draußen am Fenster entlang, einige Leute saßen dort. Ich hatte Lust auf eine Waffel. Ein Mann sprach mich an und sagte, die Tür sei an einer anderen Ecke des Hauses. Ich erwiderte, dass ich noch nicht wisse, ob ich überhaupt rein will. Mein Gegenüber fing an, das Café sehr zu empfehlen. Besonders die Waffeln mit den Apfelstücken seien traumhaft. Er sah sehr überzeugt aus. Ich ging ins Café und es war sehr lecker. Dieser Mann drängte nicht, sondern er warb. Wenn dieser Mann gedrängt hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht reingegangen. Denn wenn es um nicht viel geht – nur um die bessere Waffel –, ist Drängen fehl am Platze.
Wenn es aber wirklich um etwas geht – um Rettung, um ewiges Leben, um Gottesgemeinschaft –, dann darf jemand auch einmal aus Liebe drängen. Übrigens entpuppte sich der Mann vor dem
Café später als dessen Besitzer. Er hatte also nicht ohne Absicht so werbend gesprochen.
Verlieren wir dann nicht den Respekt, zu dem wir uns aus gutem Grund verpflichtet haben? (Siehe das Dokument „Das christliche Zeugnis in e iner multireligiösen Welt“, verabschiedet vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) und dem Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog des Vatikan (PCID), 2011, Zugriff: https://link.feg.de/
missionrespekt). Nein, denn wer sich von der Liebe drängen lässt – und deswegen ein dringendes Anliegen hat –, der liebt und bleibt deswegen respektvoll.
Ist Mission – wie ich es aus vielen Verlautbarungen und Texten lese – ausschließlich „reden von dem, was man liebt“? Mir scheint, als bestehe darin für viele Christen heute ein Konsens. Diese Formulierung stammt von Fulbert Steffensky. Sie gilt auch für mich, aber sie ist nur ein Teil der Wahrheit. Und wenn ein Teil absolut gesetzt wird, wird es schief. Er schrieb, Mission sei „absichtslose Werbung für die Schönheit eines Lebenskonzepts“. (In: „Der alltägliche Charme des Glaubens“, Würzburg 2002, S. 63)
Diesen Konsens – wenn er je bestand – muss ich verlassen. Mission ist auch reden von dem, was man liebt. Absolut. Und ich akzeptiere, wenn manch Kritiker sagt, dass Christen das vernachlässigt haben. Das ist okay. Aber bitte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, denn jede Mission und jede Werbung hat eine Absicht! Christliche Mission hat sie aus Liebe. Weil Gottes Liebe eine Absicht hat. Jesus ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist (Lukas 19,10).

ABSICHTSVOLL EVANGELISIEREN

Uns drängt die Liebe – und aus Liebe sind wir interessiert am Menschen, und aus Liebe haben wir Sorge, dass Menschen verlorengehen ohne den Glauben an Jesus Christus. Jesus ist uns gegeben – und sonst niemand –, in dem wir selig/gerettet werden sollen (Apostelgeschichte 4,12). „Wer den Sohn hat, hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Johannes 5,12) – der bleibt unter Gottes Zorn (Johannes 3,36). Der wiederkommende Christus wird Gerechtigkeit aufrichten. Wer sich nach Gerechtigkeit sehnt, wird das nicht in Bausch und Bogen ablehnen. Ich stehe niemals auf einer Kanzel, um zu richten. Ich stehe auf der Kanzel, um den zu verkündigen, der uns aus dem Gericht befreit. Aus Liebe.
Deswegen bin ich der Überzeugung, dass es nötig ist, auch absichtsvoll zu evangelisieren! Als selbst Betroffener, Geretteter, nicht von oben, aber gerade, weil ich betroffen bin: dringlich. Wenn ich nicht betroffen bin, dann brauche ich nicht dringlich zu reden.
Ich befürchte, dass es uns häufig egal ist, was Menschen mit der Botschaft von Jesus machen. Entweder weil wir nicht überzeugt sind, dass sie lebensrettend ist. Oder weil wir nicht meinen, die Botschaft und eine Hinwendung zu Jesus Christus sei überhaupt notwendig, und zwar weil wir Allversöhner sind.

KONFRONTATIV JESUS BETONEN

Wir sagen gemeinsam mit dem Dokument „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“: „Das Wesen der Kirche ist Mission.“ Ich möchte gerne das Gemeinsame betonen. Aber meinen wir bei „Mission“ dasselbe?
Ich hinterfrage das, nicht um mich zu profilieren. Ich will nicht als evangelikaler Besserwisser den Platz verlassen und der Öffentlichkeit einmal mehr zeigen: Ich bin rechtgläubig und ihr anderen nicht. Nein, ich engagiere mich in dieser Frage, um Köpfe und Herzen zu gewinnen. Gewinnen für eine klare und zur Umkehr rufende Ansprache an Menschen von heute.
Ja, natürlich muss diese Botschaft relevant und interessant präsentiert und angewendet werden. Sie muss werbend daherkommen. Aus Interesse am Menschen. Aber gerade deswegen auch konfrontativ. Und das heißt vor allem, dass wir die Exklusivität und Einzigartigkeit der Person Jesu betonen, eingeschlossen seiner Botschaft und der Bedeutung seines Todes und seiner Auferstehung für alle Menschen.

MISSIONARISCHE DYNAMIK ZURÜCKGEWINNEN

Die Lehre der Allversöhnung hat immer Sympathiepunkte.Aber sie lähmt. Du sprichst dann ausschließlich von Schönheit und Anmut, aber nicht von Verlorensein und Rettung. Die Dringlichkeit geht verloren. Dringlich ist es, einen Flüchtling vor dem Ertrinken zu retten. Du stehst nicht an der Reling und erzählst von dem, was du liebst. Du holst ihn aus dem Meer und dem sicheren Tod.
Ich sage das mit einem Schmerz. Ich sehe es als eine Not an, wenn zum Beispiel die besondere Bedeutung der Sühne im Tod Jesu gestrichen wird. Es ist eine Not, wenn es für viele Verkündiger de facto keine Verlorenheit zu geben scheint. Wenn jedes Reden darüber als respektlos gebrandmarkt wird. Das ist nach meiner Überzeugung Unsinn, unbiblisch und gefährlich. Wenn wir solche Haltungen nicht ablegen, werden wir keine missionarische Dynamik erleben.
Ich predige immer wieder auch evangelistisch. Je nach Kontext sage ich schon in den ersten Sätzen einer klassischen evangelistischen Predigt, wohin sie führt. Die Zuhörer wissen von vornherein, worum es mir geht, nämlich dass sie ein Leben mit Gott beginnen. Das ist ehrlich, transparent und klar.

EINE MISSION HABEN

Der Film „Blues Brothers“ ist Kult. Die beiden Musiker haben eine Mission. Dem Heim, in dem sie aufgezogen wurden, droht die Schließung. Sie müssen 5.000 Dollar auftreiben – und das auch noch auf legalem Weg. Das ist eine neue Erfahrung für sie. „Wir sind unterwegs im Auftrag des Herrn“, sagen sie nach einer Offenbarung in einer Kirche, mit Soul- und Funk-Legende James Brown als rasend tanzendem Prediger. Sie lassen sich danach durch nichts aufhalten. Sie werden bedroht und verfolgt. Sie überwinden jedes Hindernis. Den Staub des über ihnen einstürzenden Hauses schütteln sie sich aus den Klamotten, lamentieren nicht, sondern machen weiter. Sie haben eine Mission. Es drängt sie etwas: die Rettung des Heims.
Wieso hat die „Fridays for Future”-Bewegung solch eine Dynamik? Weil die Leute der Bewegung eine Mission haben. Und dahinter steckt eine absolute Dringlichkeit. Sie können nicht warten, in gemütlicher Kaffeehaus-Atmosphäre auseinandergehen und am Ende sagen: „Der eine denkt über Klimawandel so und der andere so!“ Wir sollen sogar in Panik geraten – was ich zwar für Unfug halte, aber das ist ein anderes Thema.
Ohne Dringlichkeitsgefühl hätte die „Fridays for Future“-Bewegung keine weltweiten Spuren im Denken vieler Menschen hinterlassen. Sicher, es gehören auch andere Faktoren dazu: wissenschaftliche Daten, gute Kommunikationsstrategien, vorbereitete, weil bereits für das Thema sensibilisierte Menschen. Aber für mich steht außer Frage: Die Dringlichkeit und das Drängen einer Greta Thunberg und vieler Jugendlicher gab den Ausschlag.

MISSION GOTTES NEU LERNEN

Ich plädiere dafür – und es ist für mich kein akademischer Streit, es ist auch keine Lappalie –, diese Dringlichkeit in der Mission Gottes wieder zu lernen. Und das heißt, sich von Gottes Liebe drängen zu lassen. Es reicht nicht, zu sagen: Gott hat eine Mission. Nein, er gibt seine Mission an die Jünger weiter: „So wie der Vater mich gesandt hat, sende ich euch“ (Johannes 20,21).
Ich betone abschließend: Dies braucht und soll nicht auf Kosten der vielen anderen Nuancen, werbenden Ansprachen, nicht auf Kosten von Respekt gehen! Ich möchte nicht ohne die sprachliche Schönheit einer Christina Brudereck – um nur ein Beispiel zu nennen – leben. Nicht ohne die kreative Vielfalt von Tanz, Musik, Literatur und der Schönheit des liturgischen oder modern-poppigen Gottesdienstes. Und schon gar nicht ohne die Freiheit der Entscheidung.

LIEBE STATT METHODE

Und all das Gesagte geht einher mit der Bereitschaft, Freunde zu bleiben, auch wenn jemand den Glauben ablehnt, oder indi  erent bleibt, oder agnostisch oder muslimisch! Das ist doch selbstverständlich, denn sonst wäre es keine Liebe gewesen, sondern billige Methode. Die Liebe drängt mich, Freund zu sein, liebevoll, werbend, aber eben auch drängend. Im Namen Jesu zu etwas aufzurufen und aufzufordern ist nichts, was man nebenbei macht. Es drängt uns seine Liebe. Mich auch.

ANSGAR HÖRSTING | Präses Bund FeG | praeses.feg.de

Vorträge des Symposiums

CHRISTSEIN HEUTE 01/2020

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in CHRISTSEIN HEUTE 01/2020. Auszugsweise die FeG-Zeitschrift hier lesen:

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