Neuen Durchblick gewinnen
In seinen PERSPEKTIVEN greift Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, einen Aspekt aus dem Leben oder ein Thema aus der öffentlichen Diskussion auf.
Wir werden irgendwann in der Post-Corona-Zeit landen: wie auch immer – wann auch immer. Wenn ich mir diese Zeit vorstelle, dann wechseln vor meinem inneren Auge in rasender Geschwindigkeit verschiedene Bilder und Eindrücke.
REALISTISCHE ERWARTUNGEN EINÜBEN
Das Erste, was ich sehe, ist eine Welt voller Lebensfreude und Lebensdurst. Ich sehe Umarmungen, Grillabende und Konzerte. Manches still, anderes geradezu gierig. Man will das Leben spüren. Und ich sehe Gottesdienste voller Gesang und Begegnung, voller Begeisterung und wuseligen Foyers. Je pandemüder ich bin, desto mehr sehne ich mich danach.
Danach sehe ich Menschen, die den Kaffee im Foyer nicht mehr genießen können, weil ihnen der Geschmackssinn abhandengekommen ist. Ich sehe andere, die einen Angehörigen verloren haben. Ihre Freude ist gehemmt. Und obwohl ich am liebsten wegsehen will, sehe ich eine Welt voller neuer Krisen. Ich habe gelernt, dass eine realistische Erwartungshaltung hilft, bei neuen Herausforderungen nicht sofort frustriert aufzugeben, sondern dranzubleiben. Deswegen ist das eine wichtige Perspektive, wie mir scheint. Ich will sie nicht ausblenden.
RELEVANTE ANTWORTEN GEBEN
Aus einer wiederum anderen Perspektive sehe ich eine Welt, für die wir einen Auftrag haben. Es gibt den Auftrag Gottes an seine Menschen, die Erde zu pflegen, zu schützen und zu gestalten. Das nächste Virus kommt bestimmt, auch weil Lebensräume zerstört und Tiere zum Teil in unwürdigen Verhältnissen gehalten werden. Weil der Mensch Raubbau betreibt. Wir brauchen intelligente Lösungen für komplexe Fragen. Ich bilde mir nicht ein, sie zu haben, ich weiß nur: Es baucht helle Köpfe, Innovation und Bescheidenheit.
Und es gibt den Auftrag Jesu an seine Jünger, so wie er in der Welt zu sein, das Evangelium zu sagen, Menschen zu Nachfolgern Jesu zu machen und in die Beziehung zu Gott zu rufen. Das gilt hier und das gilt für alle Ewigkeit. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass bei allem Schutz für das Leben immer noch gestorben wird. Und das ist sicher: Menschen brauchen eine Antwort für mehr als dieses Leben. Einige fragen danach, andere nicht, aber relevant ist es für alle.
INTERESSE AN JESU BARMHERZIGKEIT
Schließlich der Blick Jesu. Wie sieht Jesus diese Welt und die Welt, wie sie sein wird? Ich frage mich: Worüber freut sich Jesus? Worüber ärgert er sich? Was macht ihn traurig? Ich lese die Evangelien und lerne von ihm, hinzusehen. Und ich bete, dass der Heilige Geist mein Herz und meinen Blick verändert. Menschen haben Interesse an Jesus, aber die Kirche lehnen sie ab. Wie Kirchen oder deren Vertreter die Welt sehen, interessiert kaum jemanden.
Aber wie Jesus die Welt sieht, das ist von Interesse. Er freut sich über einen Menschen, der umkehrt und zu Gott findet. Er ärgert sich über seine Jünger, die die Eltern und deren Kinder davon abhalten, zu ihm zu kommen. Er ist traurig über die Witwe, die nun auch noch ihren einzigen Sohn verlor. Er sieht diese Welt mit dem Blick der Barmherzigkeit. Und kritisiert wenig so intensiv wie Hartherzigkeit. Und ich bete, dass er mich durch seinen Heiligen Geist genauso formt. Es ist nötig. Ich spüre es. Und so sehe ich lebendige Gemeinden, die mit den Augen Jesu sehen und tun, was er ihnen aufträgt. Schwach sind sie – in der Kraft des Heiligen Geistes.
MIT GOTTES AUGEN HINSCHAUEN
Mitte Februar fand das „FeG-Podium“ mit über 400 Teilnehmenden statt. Burchard Leppert war dabei, ein Pastor im Ruhestand, Begleiter unzähliger Menschen und Seelsorger auf Bundesjugendtreffen. Er musste im Corona-Jahr 2020 wegen eines folgenschweren Unfalls viel Zeit in Krankenhäusern und Rehas verbringen. Es war auch eine Zeit voller Begegnung. Er meinte: „Jetzt ist die Zeit, in der die Menschen, die schon lange nichts mehr mit Glauben, mit Gott, mit Frieden oder Vertrauen zu tun hatten, mit Gottes Liebe erreicht werden können.“ Das war für mich ein echter Durchblick. So schaut Gott in diese Welt. Hungrige und verletzliche Menschen sind auf dem Herzen Gottes und er legt sie auf unser Herz. Schauen wir hin.
Ansgar Hörsting | Präses Bund FeG | praeses.feg.de
Ihr Beitrag: mitgeschaut und mitgedacht
- Was sehen Sie, wenn Sie in die Zukunft und wenn sie in diese Welt sehen: Wie wird sie morgen sein? Mit welchen Augen wollen Sie sehen? Schreiben Sie ihre Gedanken und lassen Sie es mich wissen. Ich bin gespannt auf ihre Antworten.
- Wenn Sie sich auf 500 Zeichen inkl. Leerzeichen beschränken, können wir ausgewählte Antworten in der nächsten CHRISTSEIN HEUTE veröffentlichen. | link.feg.de/chmitgeschaut
- Gerne können Sie auch Ihre Antwort(en) direkt hier eintragen:
Eingebettete Inhalte von forms.office.com anzeigen? (Möglicherweise werden Daten wie Ihre IP-Adresse oder Zugriffszeitpunkte gespeichert und Cookies gesetzt.)
Es werden auf Ihren Wunsch keine Inhalte von forms.office.com angezeigt.
Dieser Artikel ist erschienen in der FeG-Zeitschrift CHRISTSEIN HEUTE 04/2021 >>
CHRISTSEIN HEUTE ABO | Kostenlos Probelesen
- Jetzt kostenloses Probe-Abo beim SCM Bundes-Verlag bestellen | Hier klicken >>
- ANGEBOT: FeG Pastoren und Gemeindereferenten bekommen 50 % Rabatt auf CHRISTSEIN HEUTE und alle SCM Bundes-Verlags-Zeitschriften | Für Infos hier klicken >>
- Zur CHRISTSEIN HEUTE Seite | Hier klicken >>