In seinen PERSPEKTIVEN greift Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, einen Aspekt aus dem Leben oder ein Thema aus der öffentlichen Diskussion auf.
Die Jünger wollten lernen, zu beten wie Jesus. Nun gut, da haben sie von ihm dieses Gebet bekommen: „Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden …“ (Matthäus 6,9-13 | Lutherbibel 2017 (LU) | © Deutsche Bibelgesellschaft). Jesus selbst hat so gebetet, ob nun wörtlich oder im Sinne dieser Worte. Er hat zum Vater gebetet. Er hat die Heiligung seines Namens erbeten, sein Reich erbeten und seinen Willen auf dieser Erde. Er hat es erbeten, ersehnt und erwartet.
Tausend Willensfragen
Wenn man als moderner Mensch solch ein Gebet hört, kommen einem sofort 1000 Fragen: Ist es nicht gefährlich, den Willen von jemandem anderen so über alles zu stellen? Gibt es nicht zu viele Geschichten von Menschen, die in diesem Geiste gar nicht erst gelernt haben, einen eigenen Willen zu formulieren? Ist nicht unzähligen Menschen der Wille gebrochen worden, in der angeblich guten Absicht, damit Gottes Willen auf Erden zu tun?
Und: Wer weiß schon, was Gottes Wille ist? Wie können wir ihn wissen? Hat nicht der Streit darüber zu viel Negatives hervorgebracht, sodass wir aufhören sollten, so zu beten? Ist es dem selbstbestimmten Ich der modernen oder postmodernen Welt zuzumuten, so zu beten? Können wir das, was Jesus damals den Jüngern beibrachte, so weitergeben?
Fremdbestimmung überwinden!?
Ich könnte so weiterfragen und bin sicher, viele stimmen mir zu und sagen: Ja, lass uns Schluss machen mit diesem „Dein Wille geschehe“. Diese Fremdbestimmung müssen wir überwinden. Besser wäre es, zu sagen: „Mein Wille geschehe“ oder „Unser Wille geschehe“. Das sei das Gebot der Stunde.
Ich verstehe diesen Impuls. Aber hilft er wirklich weiter? Ist es das, was wir Menschen brauchen? Was passiert, wenn das letzte Wort lautet: „Mein Wille geschehe“. Konsequent zu Ende gedacht, führt dies zur Isolation und Durchsetzung des Stärkeren. Sicher, in einer Demokratie sagt man, es solle „Volkes Wille“ geschehen. Aber jeder kluge Mensch weiß, dass auch mit diesem Satz viel vereinnahmender Unsinn getrieben werden kann. „Wir sind das Volk“ rufen (inzwischen leider) gerne die, die eine andere Meinung ungern als ebenfalls Volkes Stimme akzeptieren wollen.
Den Willen Gottes wollen
Schauen wir uns Jesus selbst an. Er sagte einmal: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat und sein Werk vollbringe“ (Johannes 4,34 | LU). Gottes Willen zu tun, zehrt nicht auf! Es ernährt. Das ist eine überraschende Perspektive. Ganz aufgewühlt und aufwühlend wiederum betet Jesus im Garten Gethsemane, als ihm klar wurde, dass er einen grausamen Tod sterben wird. Er wünschte sich, dass dieser „bittere Kelch“ an ihm vorübergehe. Aber dann betete er: „doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“ (Lukas 22,39ff | Elberfelder Bibel 2006 (ELB) | SCM R.Brockhaus; Christliche Verlagsgesellschaft).
Interessant ist, dass Jesus eine eigene Vorstellung, einen Lebens-Willen hatte. Er war nicht ins Leiden verliebt und hatte keinen psychischen Schaden. Aber er stellte sich in den Willen Gottes. Deswegen sagt der Hebräerbrief, dass Jesus als Sohn den Gehorsam lernte in dem, was er erlitt (Hebräer 5,8-9). Er tat dies, um unser Heil zu bewirken. Er tat dies im absoluten Vertrauen in die Gnade und Wahrheit Gottes.
Gottes Willen tun
Es ist nicht immer leicht, den Willen Gottes zu kennen. Bei jedem Jugendtreffen gibt es Workshops mit dem Titel „Wie erkenne ich den Willen Gottes für mein Leben?“. Dies setzt die Vorstellung voraus, es gibt einen Willen Gottes für mein Leben, eine individuelle Wegweisung. Es ist eine gute Frage, denn sie zeigt: Da sind Menschen, die wollen den Willen Gottes tun. Spitze! Meine Erfahrung sagt mir, dass es gut ist, den Willen Gottes zuerst einmal da zu tun, wo wir ihn erkannt haben. Damit haben wir genug zu tun. Und es trainiert uns, ihn auch in kniffeligeren Dingen oder individuellen Weichenstellungen (wie Partner- oder Berufswahl) zu erkennen und zu tun.
Denn Gott hat uns seinen Willen gezeigt: Sein Reich, seine Gerechtigkeit, Feindesliebe, Bewahrung und Pflege seiner Schöpfung, den Nächsten zu lieben, nicht zu begehren, was einem anderen gehört – das sind ein paar Basispunkte.
Gottes Willen soll geschehen auf dieser Erde: für die Armen, die Geflüchteten, für die, die am Boden liegen und die keiner sieht. Gottes Willen soll geschehen in unseren persönlichen Entscheidungen, wenn es um Geld geht, wenn es um Sex geht, wenn es um Macht geht und wenn es um unsere Familien und Beziehungen geht. Gottes Willen auf Erden, das ist Versöhnung zwischen Feinden, es ist Geduld, es bedeutet Freundlichkeit, Frieden, Treue. Gottes Wille, das bedeutet, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen sollen, die Wahrheit, die in Jesus Christus liegt.
Sehnsucht nach Gottes Willen
Ich glaube, dass wir im Bund FeG Menschen sind, die dieses Gebet nicht nur beten, sondern sich nach Gottes Willen auf Erden sehnen. Ob wir in allen Fragen das gleiche darunter verstehen? Nein, das tun wir nicht. Aber ob wir einander abnehmen, dass wir es zumindest anstreben und wollen? Ich hoffe und denke, ja.
So kann uns das Gebet, das Jesus uns lehrt, prägen. Und es steht uns gut zu Gesicht, dieses Gebet nicht im Brustton der Überzeugung zu beten, dass „ich allein“ weiß, was Gottes Wille ist. Wir tun gut daran, es in Bescheidenheit und Demut zu beten, dann kann uns verbinden, was Gott uns ins Herz gelegt hat. Dann können wir von Herzen beten: „UNSER Vater“ und nicht nur „MEIN Vater“.
Schließlich: Gottes Wille wird geschehen. Seine Wahrheit wird sich durchsetzen. Ich bin darin ganz gewiss und froh. Er wird kommen!
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