Menschen intensiv geprägt
Neviandt-Preis an Pastor Kurt Seidel verliehen
„Wahres hat eine ungeheuer lange Halbwertszeit“, so würdigte am 17. März 2020 Prof. Dr. Andreas Heiser, der Vorsitzende des Historischen Arbeitskreises, das theologische und historische Schaffen des ehemaligen Dozenten für Systematische Theologie am Theologischen Seminar Ewersbach Kurt Seidel. Kurt Seidel wurde in Anerkennung seiner Verdienste um Theologie und Geschichte des Bundes Freier evangelischer Gemeinden der Neviandt-Preis 2020 verliehen.
Seit 2008 wird der nach Heinrich Neviandt benannte Preis an Personen verliehen, die sich um die ältere und jüngere FeG-Geschichte verdient gemacht haben. Heinrich Neviandt (1827-1901) war Theologe und Mitbegründer des Bundes Freier evangelischer Gemeinden. Der Preis wird verliehen vom Historischen Arbeitskreis des SCM Bundes-Verlages und Initiative des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Kooperation mit der Theologischen Hochschule Ewersbach.
Kurt Seidel wurde der Preis aufgrund der Corona-Virus-Lage nicht wie geplant im Rahmen des Jubiläumsabends während der Theologischen Woche verliehen, sondern Zuhause von seiner Tochter überreicht. Die Laudatio des Vorsitzenden des Historischen Arbeitskreises, die Übergaberede und die Worte zur Festgabe wurden per Video eingespielt.
Heiser betonte darin die intensive Prägekraft von Kurt Seidel, die er in seiner aktiven Zeit als Dozent an der Ausbildungsstätte des Bund FeG und darüber hinaus für ganze Generationen von Studierenden gehabt hat, und zeichnete die Stationen seines Wirkens und sowie die Grundzüge seines theologischen Schaffens und Einflusses nach.
Herzlichen Glückwunsch, Kurt Seidel!
Laudatio von Prof. Dr. Andreas Heiser
Dankesrede von Kurt Seidel anlässlich der Verleihung des Neviandt-Preises am 17.03.2020
Als ich hörte, dass mir der Neviandt-Preis verliehen werden soll, machte mich das etwas verlegen, denn ich habe keine fundierte Arbeit zur Geschichte unserer Freien evangelischen Gemeinden veröffentlicht.
Wenn es aber darum geht, dass meine Arbeit in Frankfurt und an der Theologischen Hochschule geschätzt wird, dann nehme ich ihn dankend an. Für meine Arbeit an der Hochschule waren meine 16 Jahre in Frankfurt entscheidend. Die ersten Jahre dort waren geprägt von meinem Vorgänger, der mir sagte, dass Kanzelholz „heiliges Holz“ sei. So war ich zunächst nur Reserverad am „Gemeindewagen“. Dadurch war es mir möglich, an der Universität Frankfurt Kurse in Philosophie, Theologie, Hebräisch und Judaica zu belegen. Diese Studien halfen mir später in Ewersbach entscheidend weiter.
Durch den Zuzug junger Familien nach Frankfurt, die sich die hohen Mieten in der Innenstadt nicht leisten konnten und in die Vororte zogen, wurde die Gründung von Hauskreisen gefördert und ausgeweitet. Die Treffen in diesen Hauskreisen wurde durch das Aufkommen von verschiedenen Bibelübersetzungen erschwert. Das Verlangen zu wissen, was eigentlich in den Bibeltexten steht und wie dies auszulegen ist, wurde immer wieder an mich heran getragen. Dies hat meinen Umgang mit biblischen Texten stark geprägt, sodass es zu meinem Grundsatz wurde, genau hinzuschauen.
Die vielen Veranstaltungen in der Gemeinde und im Umland führten dazu, dass ich viel unterwegs war und immer erst spät nach Hause kam. Dies war mir nur möglich, da meine Frau, die leider im September verstorben ist, immer an meiner Seite war und den Dienst unterstützt hat. Schon in unserer Verlobungszeit hatte sie mir zum Geburtstag einen Holzspruch gebrannt, mit dem Vers aus Josua 24, 15: „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“
Auch in Frankfurt hat sich meine Frau immer am Dienst beteiligt. Sie arbeitete in der Sonntagschule und in der KEB (Kinderevangelisationsbewegung) mit. Diese Aufgabe hat sie mit Freude und Hingabe erfüllt. Nur weil sie mir den Rücken freihielt, war es mir möglich, meine Dienste in Frankfurt und Ewersbach mit der Intensität auszuüben, für die ich heute geehrt werde.
Ich danke dem Historischen Arbeitskreis für die Verleihung des Neviandt-Preises und Prof. Dr. Andreas Heiser für seine eindrucksvolle Laudatio.
Kurt Seidel