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Februar 11, 2025 | Allgemein Bundestagswahl CHRISTSEIN HEUTE GsF Presse VEF vef.de Zwischenkirchlich

Demokratie ist ein Geschenk | Konstantin von Abendroth

Demokratie ist ein Geschenk

Warum Gebet und Engagement dafür notwendig sind

Konstantin von Abendroth ist Beauftragter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) am Sitz der Bundesregierung. Als Pastor im Bund FeG im Sonderdienst ist er nah dran am politischen Geschehen in Berlin und kennt die Situation der Gemeinde vor Ort gut. Artur Wiebe hat ihn nach seiner aktuellen Einschätzung gefragt.

Konstantin, was bedeutet dir persönlich unsere Demokratie? Was schätzt du an ihr?

Konstantin von Abendroth: Unsere Demokratie ist eine liberale, also freiheitliche Demokratie. Das bedeutet, dass die Freiheit und der Schutz der einzelnen Personen im Blick behalten werden. Menschenrechte und Bürgerrechte gehören zu den Grundpfeilern. In so einer gesellschaftlichen Ordnung zu leben ist ein Geschenk, das viele Menschen in unserer Welt nicht erleben. Das wird mir gerade vor einer Bundestagswahl noch mal deutlich bewusst.

Wie hast du in Berlin die Regierungskrise der Ampel erlebt? Welche Chancen und Gefahren siehst du in der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar 2025?

Konstantin von Abendroth: Noch zwei Tage vor dem offiziellen Bruch der Regierungskoalition habe ich mit Kollegen hier in Berlin darüber diskutiert. Aus unserer Perspektive bestand die Möglichkeit im Raum, dass der damalige Bundesfinanzminister Christian Lindner die Zusammenarbeit aufkündigt. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass bis kurz vor Schluss gehofft wurde, diese mutige kompromissvolle Zusammenarbeit weiterzuführen. Denn das war es von Anfang an. Bedauert habe ich genau das: dass der Mut der Kompromissbereitschaft nicht belohnt wurde. Denn diese Kompromissbereitschaft wird auch nach der Wahl gebraucht. Und dazu Respekt, Wertschätzung und Zusammenarbeit mit denen und für die, die aktuell im Wahlkampf noch Kontrahentinnen und Kontrahenten sind.

Die Chance der vorgezogenen Wahl sind neue Ideen, wie die Herausforderungen in Deutschland gemeistert werden können. Die Gefahr sehe ich darin, dass kleinere Parteien, wie z. B. Volt Deutschland, zu wenig Zeit haben, um sich gut auf die Wahl vorzubereiten.

Welche Wahlkriterien gelten für dich bei der Bundestagswahl? Was sind drei freikirchliche Werte oder Prinzipien, auf die man bei der Wahlentscheidung achten sollte?

Konstantin von Abendroth: Das finde ich gut formuliert, die Frage nach „Werten oder Prinzipien“. Denn ich denke, wir sollten nicht nach nur einzelnen Fragen schauen, z. B. wie eine Partei zu Schwangerschaftsabbrüchen steht. Die Fragen, die unser aller Leben beschäftigen, sind komplex. Deshalb würde ich diese drei übergeordneten Dinge nennen:

Die Nächstenliebe bewirkt, nicht nur auf das eigene Wohlergehen zu achten. Der Blick für Gottes Schöpfung bewirkt, Wirtschaftspolitik nicht ohne Klimagerechtigkeit zu denken. Unser Glauben bewirkt, nach Glaubensfreiheit für jeden Menschen zu streben. Speziell dieses Anliegen für Religionsfreiheit kann man auch als explizit freikirchliches Anliegen sehen.

Für mich persönlich kommt dazu die Überzeugung, dass wir eine starke Europäische Union brauchen. Frieden in Europa braucht ein europäisches Miteinander, das bereit ist, einander zu tragen. Und ich sehe im Rechtspopulismus, der ja ganz offensichtlich Menschen anspricht, eine reale Gefahr. Denn meines Erachtens werden dadurch Menschenrechte zu leichtfertig zur Diskussion gestellt.

Was zeichnet deiner Erfahrung nach eine Person in der Politik aus, die Jesus nachfolgt? Wie merkst du in deiner Arbeit, dass sie einen Unterschied machen?

Konstantin von Abendroth: Es sind dieselben Merkmale, die auch in anderen Berufen zu sehen sind. Christinnen und Christen in der Politik erleben durch das Evangelium Mut und Demut zugleich. Das Wort Gottes ermutigt zu einer dienenden Haltung und warnt vor Selbstüberschätzung. Zugleich schafft es den Glauben, dass Gott mehr bewirken kann, als man sich vorstellen kann. Und wer sich göttlich geliebt weiß, schafft beides: sich leidenschaftlich engagieren und zugleich kompromissbereit sein.

Wie kann man sich als Christin oder Christ über die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien informieren?

Konstantin von Abendroth: Die Selbstdarstellungen der Parteien auf ihren Webseiten geben eine gute Basis. Es gibt viele Veranstaltungen, bei denen man Kandidatinnen und Kandidaten vor Ort kennenlernen kann. Solche Begegnungen bringen nicht nur uns Infos, es hilft auch den Kandidierenden, die Menschen, und ggf. die Freikirchen, in ihren Wahlkreisen kennenzulernen. Ab dem 6. Februar soll auch wieder der Wahl-O-Mat online gehen. | wahl-o-mat.de

Mancher Christ oder manche Christin fremdelt mit unserem demokratischen Gesellschaftssystem. Was würdest du auf den Ruf nach einer „starken Hand“ antworten?

Konstantin von Abendroth: Eine einzelne Person, die so viel Macht besitzt, kann natürlich viel schneller Entscheidungen treffen und dadurch Veränderungsprozesse beschleunigen oder aufhalten. Aber die Gefahr, diese Macht zu missbrauchen, ist enorm hoch. Das Streben nach Macht, bzw. nach Entscheidungsmöglichkeit, ist in der Politik stark. In einer Demokratie muss man immer wieder Argumente finden, warum die eigene Meinung dem ganzen Land hilft. Man muss sich immer wieder erklären, um gewählt zu werden. Wenn eine „starke Hand“ keine Opposition überzeugen muss, keine Mehrheit durch klare Argumente schaffen muss, ist die Versuchung sehr groß, ohne Begründung nach Machterhalt zu streben. Dazu kommt, dass Minderheiten leichter übersehen werden können.

Anfänglich wäre natürlich die Überzeugung da, diese eine starke Person entscheidet gut für die eigene Situation. Doch als Christinnen und Christen leitet uns eine größere Perspektive, eine solidarische Sicht für alle. Und hat eine „starke Hand“ die Freiheit zu schnellen Änderungsprozessen, ist es genauso möglich, plötzlich selbst der übersehenen Minderheit anzugehören. Freiheit des Einzelnen, Rechte für Minderheiten, Kontrolle der Macht ist nur möglich durch demokratische Prozesse. Auch wenn diese Prozesse ihre Zeit benötigen.

Wie können freikirchliche Gemeinden Demokratie und demokratische Gesinnung fördern und pflegen?

Konstantin von Abendroth: Zur Stimmabgabe bei der Bundestagswahl ermutigen! Nicht für nur eine Partei werben. Wertschätzend über die Vielfalt der Parteien sprechen. Respektieren, dass es Christinnen und Christen in jeder Partei geben kann und gibt. Nächstenliebe und Menschenwürde thematisieren. Unsere freiheitliche Demokratie als nicht selbstverständlich wertschätzen. Für Politikerinnen und Politiker im Gebet danken und bitten.

Was wünschst du dir von freikirchlichen Christinnen und Christen in polarisierenden Zeiten?

Konstantin von Abendroth: Ich wünsche mir, dass wir Unsicherheit und Angst mit göttlicher Hoffnung begegnen. Die Tatsache, dass wir Angst haben, hat Jesus als „normal“ bezeichnet, quasi als Fakt. „In der Welt habt ihr Angst“, sind seine Worte in Johannes 16,33. Aber wir dürfen jederzeit – auch in unserer aktuellen Zeit von inneren und äußeren Unsicherheiten – getrost sein, denn, so Jesus: „Ich habe die Welt überwunden.“ Ich wünsche mir, dass wir aus diesem Getröstet-Sein Besonnenheit und Weisheit nehmen. Dann lassen wir uns nicht von Menschen täuschen, die uns schnelle und einfache Lösungen versprechen.

Ich wünsche mir Fürbitte statt übermäßige Kritik. Und ich wünsche mir, dass sich mehr freikirchliche Christinnen und Christen aktiv in demokratischen politischen Kreisen engagieren. Denn in der Politik werden Menschen gebraucht, die Brücken bauen. Und die aus Hoffnung für unsere Welt und aus Liebe zu Benachteiligten motiviert sind, gute Entscheidungen für alle zu suchen.

Vielen Dank für deinen Dienst und Einsatz!

Foto: VEF

Vereinigung Evangelischer Freikirchen | VEF

Beauftragter am Sitz der Bundesregierung

  • In der Bundespolitik ist es den Freikirchen ein Anliegen, sowohl ansprechbar zu sein als auch die eigenen Themen einzubringen.
  • Für diese Aufgabe ist Konstantin von Abendroth die Stimme der VEF in Berlin. Er versteht sich als Brückenbauer und konstruktiver Gesprächspartner mit seelsorglich-interessiertem Herzen.
  • Infos und Kontakt: beauftragter@vef.de | vef.de

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Nathanael Ullmann schaut in die Kamera.Foto: FeG Deutschland | AW

Nathanael Ullmann | Referent für Medien und Öffentlichkeitsarbeit

Foto: FeG Deutschland | NU

Artur Wiebe | Referent für Medien und Öffentlichkeitsarbeit | Pressesprecher