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November 13, 2024 | Aktuell Allgemein CHRISTSEIN HEUTE Diakonisches Werk Bethanien FeG Diakonie FeG Frauen FeG Freiwilligendienste FeG Junge Generation Gemeindeleben Gemeinden Newsletter Presse

Diamanten und Gnade

Vor 70 Jahren entstand das Diakonische Jahr aus dem Aufruf an junge Frauen, „ein Jahr ihres Lebens für die Diakonie zu wagen“. Bei einem Ehejubiläum würde man nach 70 Jahren von der Gnadenhochzeit sprechen. Zehn Jahre später wurde das Freiwillige Soziale Jahr gesetzlich verankert – in Ehejahren die Diamantfeier. Erika Steins war im ersten Jahrgang, der beim Bund FeG ins Diakonische Jahr startete. Bis heute ist ihr das Erlebte ein Schatz, den weder Geld noch Diamanten aufwiegen. Ein Jahr, das Gottes Gnade in ihrem Leben bezeugt.

Im Frühjahr haben wir telefoniert und ich habe gestaunt, dass eine 84-Jährige so sehr von einer Zeit schwärmt, die fast sieben Jahrzehnte zurückliegt. Was verbinden Sie persönlich mit den Freiwilligendiensten?

Damals hieß es noch Diakonisches Jahr (DJ). Ich war bei den ersten 13 Mädchen, die im Oktober 1957 beim Bund FeG mitgemacht haben. Da war ich 17, aber meine Gedanken zu dem Jahr überschlagen sich noch heute.

Warum haben Sie sich für dieses neue Programm entschieden?

Ich habe nach meiner Lehrzeit bei der Stadtverwaltung gearbeitet. Dann las ich einen Aufruf im „Gärtner“, der mich sehr gereizt hat. Meine verwitwete Mutter willigte sofort ein. Doch als die Zusage kam, wollte sie das nicht mehr.
Zwischen uns beiden war dann Sendepause, weil ich unbedingt das Jahr machen wollte. Später hat sie doch ihr Ja dazu gefunden, wir haben uns versöhnt und es konnte ­losgehen.

Unwahrscheinlich schöne Erinnerungen

Der Start war also herausfordernd?

Auch andere meinten: „Du bist doch bescheuert, für ein paar Mark zu arbeiten.“ Denn ich nahm unbezahlten Urlaub bei der Stadtverwaltung. Aber Geld ist nicht alles. Und ich habe an diese Zeit unwahrscheinlich schöne Erinnerungen und viele bleibende Kontakte geknüpft.

Was haben Sie im Diakonischen Jahr gemacht?

Ich ging für ein halbes Jahr als Familienhelferin zu Familie Nitsch nach Allendorf an der Eder. Sie hatten sieben Kinder und das gesamte Miteinander war so ein Segen! Nur einmal war mir vor Heimweh heule-elend – aber das war wichtig zu erleben. Die Mutter Elfriede wurde in der Zeit zu meiner Vize-Mama und ist es ihr Leben lang geblieben. Übrigens kam der älteste Sohn der Familie, Reinhard, später als Pastor in meine Heimatgemeinde nach Castrop-Rauxel. Das war wirklich Gnade und so schön für meine Mutter!

Wo ging es für Sie danach weiter?

Danach kam ich ins diakonische Krankenhaus Gummersbach auf die „Innere Frauenstation“. Auch wenn das mit 17 Jahren kein Leichtes war, war ich gerne dort und die Menschen haben sich gut um mich gekümmert. Ich durfte so viele besondere Extras erleben.

Diakonissen kümmerten sich liebevoll

Welche Erfahrungen haben Sie geprägt?

Mir sind die Diakonissen in besonderer Erinnerung. Eine Frau ist plötzlich verstorben – von einem Moment auf den nächsten war sie im Himmel. Schwester Elisabeth Achenbach hat mich erst mal rausgeschickt und später in der Wäschekammer gefunden. „Es ist okay, dass es dir so geht, aber würden wir jetzt zusammenbrechen, könnten wir niemandem mehr helfen.“ Das hat sie in großer Liebe zu mir gesprochen und ich habe ihre Worte fürs Leben mitgenommen.

Eine andere Schwester bat bei einer Gebetsstunde Gott um Vergebung, wenn sie Menschen irgendwo verletzt hatte. Das hat mich beeindruckt. Oder ich denke daran, wie ich einer Frau Insulin spritzen sollte. Schwester Helena Monning hat mir die Technik erklärt und ist an meiner Seite geblieben. Danach sagte sie: „Das haben Sie prima gemacht.“ Solche Ermutigung hat sich mir eingeprägt.

Manches ist heute anders, doch das Grundprinzip aus einem praktischen Einsatz und der Begleitung durch einen Träger ist ähnlich. Wie sah diese Begleitung damals aus?

Der Anfang war in Solingen beim Diakonischen Werk Bethanien. Wir hatten 14 Einkehrtage mit Bibelarbeiten, aber auch Stille-Zeiten. Emmi Müller und Albert Fuhrmann waren damals zuständig. Mit 13 Mädchen haben wir eng miteinander gewohnt. Und Emmi hat mich einmal in Allendorf besucht.

Diese Einsatzstellenbesuche gibt es bis heute. Und auch Seminarwochen mit Impulsen zu Persönlichkeit, Beruf und Glaube sind Teil der heutigen Programme.

Das Geistliche gehörte immer dazu. In den Einkehrtagen, aber auch im Krankenhaus. Dort haben wir den Abend
immer mit einer Andacht und einem Lied in jedem Zimmer beendet.

Wie die Mutter, so die Tochter

Ich spüre Ihnen ab, wie wertvoll das war. Sie strahlen aus, dass Jesus in Ihrem Leben wirkt.

Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. So ist das auch, wenn ich ans DJ zurückdenke. Übrigens hat meine Tochter 30 Jahre später ebenfalls ein DJ gemacht – sie war bei Elim in Hamburg und war genauso begeistert davon.

Am Ende eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) oder Bundesfreiwilligendienstes (BFD) fragen wir: „Was würdest du einer anderen Person für ihr Jahr mit auf den Weg geben?“ Dieselbe Frage möchte ich Ihnen stellen.

Zehn Worte: „Suche Jesus und sein Licht. Alles andere hilft dir nicht.“ Das stand über meinem DJ und darüber hinaus. Im Nachhinein kann ich nur staunen, wie viel Gnade und Freude Gott geschenkt hat. Heute machen junge Menschen das Jahr oft zur Orientierung, denn das mit dem Beruf ist kompliziert. Ich habe es gemacht, weil ich Freude da­ran hatte. Ich würde als zweiten Tipp weitergeben: Fangt mit Danken an. Ich beginne meinen Tag bis heute mit Dankliedern und habe gerade wieder die Gitarre ausgepackt.

Danke, dass Sie uns anlässlich des doppelten Jubiläums in Ihre persönliche Geschichte mitgenommen haben.

Clarissa Gröschen | Leiterin FeG Freiwilligendienste | freiwilligendienste.feg.de

Das Interview erschien auch im FeG Forum 12/2024. | forum.feg.de

 

Fakten Bund FeG

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR (FeG) wurde 1874 gegründet und besteht aus ca. 500 selbstständigen Ortsgemeinden mit insgesamt 40 904 Mitgliedern. Er ist mit der Evangelischen Allianz in Deutschland verbunden und Mitglied der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Sitz der Bundesgeschäftsstelle ist Witten. Präses ist seit 2024 Henrik Otto.

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