Die neue FeG-Vision voller Freude und Sehnsucht
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Bundes Freier evangelischer Gemeinden stellt die Bundesleitung die neue FeG-Vision vor. Präses Henrik Otto zeigt, warum sie ein hilfreiches und motivierendes Zukunftsbild für Gottes Sehnsucht und unsere Hoffnung ist.
Dieses kurze Gebet werde ich wohl nie vergessen. Es wurde bei einem Alpha-Wochenende gesprochen, dem Höhepunkt unseres Glaubenskurses. Dafür waren wir mit der ganzen Gruppe in ein nahes Freizeithaus gefahren, schön gelegen an einem See. Es ist erstaunlich, wie in so kurzer Zeit so enge Verbindungen zwischen Menschen entstehen können. Wie sie zusammen auf die Reise gehen, persönliche Glaubenssätze und Zweifel teilen – und auch ihre Entdeckungen.
Ein älterer Teilnehmer sprach an jenem Abend sein erstes Gebet vor der Gruppe, wirklich erstaunlich. Seine Worte sind mir im Gedächtnis geblieben: „Ich muss ja nicht viel sagen, Jesus. Du weißt ja, dass ich dich liebhabe.“ Das war ein Moment, der sich anfühlte wie ein Fest! Ich werde ihn nie vergessen.
Heilige momente bewusst feiern
In all den Jahren, in denen ich nun in Jesu Gemeinde unterwegs bin, gab es viele solcher Momente. Nicht immer kam jemand zum Glauben. Manchmal waren es heilige Momente in einem Gottesdienst, ein einmütiger Beschluss in einer Gemeindeversammlung oder eine unverhoffte Lösung für ein schwieriges Problem.
Feststimmung kann aus unterschiedlichsten Gründen aufkommen! Jedes Mal aber stellt sich dieses eine Gefühl ein: Genau so sollte es sein! So hat Jesus sich das gedacht mit seiner Gemeinde. Dafür bin ich bereit, meine Kraft einzusetzen und weite Wege zu gehen.
Welche Bilder tauchen vor Ihrem inneren Auge auf, wenn Sie diesen Halbsatz „Gemeinde, die sich anfühlt wie ein Fest“ hören? So mancher feiert ja gerne groß und ausgelassen, während andere es lieber ruhig mögen und im kleinen Kreis ihre besonderen Momente teilen. Für viele gehören Feste und Buffets untrennbar zusammen, während andere mit Freunden und einer Brotzeit zum Geburtstag auf einen Berg steigen. Es würde mich also nicht wundern, wenn sich auch in Bezug auf Gemeinde Fest-Gefühle sehr verschieden einstellen.
Dem Anlass entsprechend feiern
Tatsächlich gibt es ja auch die unterschiedlichsten Anlässe und Arten zu feiern: Ein Jubiläum feiern wir anders als eine Preisverleihung. Ein Straßenfest hat einen anderen Charakter als eine Hochzeit. Ein Gottesdienst kann sehr feierlich sein, aber auf andere Weise als das Grillfest bei der Gemeindefreizeit.
Sogar Beerdigungen feiern wir, und das aus gutem Grund. Denn hier geschieht etwas sehr Bedeutsames für das Leben der Angehörigen. Weil sich aber oft große Traurigkeit und Dankbarkeit zu einem neuen Lebensgefühl vermischen, ist es in der Regel keine ausgelassene, sondern eine nachdenkliche und würdevolle Feier. Dem Anlass entsprechend.
Darin zeigt sich wohl auch so etwas wie Feier-Kompetenz, dass der Anlass angemessen gewürdigt wird – mal ausgelassen und mal eher still; mal laut und voller Emotionen, dann wieder nachdenklich oder sogar staatstragend wie an manchen bedeutenden Gedenktagen. Vielleicht kann man es so auf den Punkt bringen: Dem Besonderen im Leben angemessen begegnen – darauf kommt es an!
Das ist für mich eine schöne Beschreibung für eine Festkultur, die wirklich das ganze Leben umfasst. Da haben Partys genauso ihren Platz wie gemütliche Runden oder nachdenkliche Abende mit Gesprächen bis tief in die Nacht. Da können wir zusammen lachen und zusammen weinen, wie der Apostel Paulus schreibt (vgl. Römer 12,15). So fühlen sich auch Gemeinden auf vielfältige Weise an wie ein Fest: Dem Besonderen Raum geben und angemessen begegnen – und das gemeinsam!
FeG-Vision: Neuer Akzent für den Bund FeG
Vielleicht lesen Sie ja gerade das erste Mal davon, dass dieses Bild uns im Bund Freier evangelischer Gemeinden in den kommenden Jahren begleiten wird. Kein Wunder – es ist auch noch recht frisch! Als Bundesleitung hatten wir den Eindruck, dass der 150. Geburtstag unseres Gemeindebundes ein gutes Datum wäre, um dieses Bild, diese Vision mit Ihnen allen zu teilen. Sie wurde uns vor einiger Zeit geschenkt, als wir konkret danach fragten, welchen Akzent Gott in den kommenden Jahren mit uns setzen möchte.
Unser prägendes Motto „Bewegt von Gottes Liebe bauen wir lebendige Gemeinden“ soll deshalb nicht verschwinden. Es ist immer noch passend und motivierend. Gleichzeitig sehnen wir uns danach, zu verstehen und zu erleben, wie sich lebendige Gemeinden denn zeigen und anfühlen! Wir beten und bauen nicht irgendwie, sondern für Gemeinden, die in einer unsicheren und oft unfreundlichen Welt einen Unterschied machen. Das kann man sicher auf vielerlei Weise ausdrücken. Wir sagen es so: Es sind Gemeinden, die sich anfühlen wie ein Fest.
Begründet im Evangelium
Ich bin überzeugt, dass es für dieses Zukunftsbild einen guten, biblischen Grund gibt: Das Evangelium von Jesus Christus. Nicht umsonst wird seine Geschichte mit uns Menschen als „Gute Nachricht“ bezeichnet. Es ist eine Botschaft der Freude und die beste Perspektive, die es für unser Leben geben kann. Die Liebe Gottes zeigt sich absolut einzigartig, denn sein Sohn wird Mensch, lebt und stirbt für uns und verbürgt sich für ein neues, ewiges Leben. Das überstrahlt alle Wechselfälle des Alltags und ist immer eine Feier wert!
Mag sein, dass das Bild von einer Gemeinde, die sich anfühlt wie ein Fest, nicht alle Aspekte von Gemeinde aufnimmt, die wir im Neuen Testament finden. Ganz sicher ist das so. Aber es transportiert etwas ganz Wesentliches: große Freude. Und Freude ist der Herzschlag der Kinder Gottes, manchmal sogar entgegen aller Umstände. Das Evangelium ist einfach immer eine Feier wert, auch dann, wenn es sonst gerade nicht viel zu feiern gibt. Und vermutlich ist genau das eine der wesentlichen Funktionen von Gemeinde in dieser Welt. Sie ist damit ein Licht, das nicht verborgen bleiben kann!
Sehnsuchtsbild in Freud und Leid
Nun sollten wir uns bei all der Freude aber auch ein bisschen „Ja, aber …“ gönnen. Denn tatsächlich soll es ja hier und da Erlebnisse mit Gemeinde geben, die sich nicht unmittelbar wie ein Fest anfühlen. Möglicherweise blicken Sie auf eine Reihe eher freudloser Gottesdienste oder eine schwierige Gemeindeversammlung zurück. Vielleicht fühlen Sie sich in Ihrer Mitarbeit fehl am Platz oder ein Gespräch verlief eher destruktiv und verletzend. All das gehört auch zur Realität von Gemeinde. Sie redet nicht nur von der Gnade Gottes, sie braucht sie auch.
Ist da die Rede von festlichen Gefühlen nicht zu idealistisch und ein bisschen viel Träumerei? Nun, mit motivierenden Zukunftsbildern ist es quasi per Definition so, dass sie über die Gegenwart hinausgehen. Was sie beschreiben, ist so noch nicht da. Es beschreibt eine Sehnsucht danach, wie es sein könnte. Vielleicht auch sein sollte, wenn es nach der Berufung von Gemeinde geht, die Gott ihr beigelegt hat.
Einen Hinweis auf diese gegenwärtige Unvollständigkeit liefert auch die Formulierung „Gemeinden, die sich anfühlen wie ein Fest“, denn es ist ein unvollständiger Satz. Der Hauptsatz funktioniert so eigentlich nicht, es fehlt mindestens das Prädikat. Man fragt sich ja: Na, was ist denn jetzt mit den Gemeinden, die sich anfühlen wie ein Fest?! Dazu könnte man manches sagen, zum Beispiel, dass sie erst noch werden müssen; dass sie von Gottes Wirken und Gottes Geist abhängig sind; dass sie immer unvollkommen bleiben bis Jesus wiederkommt; aber auch, dass sie wunderschön sind und sich trotz aller Fehlbarkeit oftmals anfühlen wie ein Fest. Die Sehnsucht danach ist nicht unrealistisch, weil Gott sich mit seinem Wirken dazu stellt! Und genau so werden wir immer wieder Momente erleben, vielleicht sogar zunehmend, in denen die Gute Nachricht von Jesus Christus die Herzen froh macht wie ein Fest.
Festzug in ungewöhnlichen Zeiten
Eine interessante Spur legt dabei, wie ich finde, auch ein prominenter Bericht aus dem Alten Testament (2. Mose 1–12). Das Volk Israel, Gottes Volk, lebt in Ägypten nicht gerade in einer Situation, die zum Feiern einlädt. Umfassende, schmerzhafte Unterdrückung und Unfreiheit gab es für die Nachkommen Josefs dort zu erleben. Gottes Volk, das gewachsen war, erscheint auf einmal bedrohlich, wird ausgepresst und eingesperrt. Hebammen, Gehilfinnen des Lebens, sollen zu Todesengeln werden. Männer, intelligent und kreativ, sollen stupide vor sich hinarbeiten, ihre Kraft vergeuden. Kinder, neugierige Weltentdecker, sollen ohne Perspektive großwerden. Am besten nicht großwerden, nur wachsen. Und Lehm in Kisten füllen wie ihre Väter. Da schreien sie zum Herrn.
Und der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zeigt, wer er ist: Der ICH-BIN-DA. Ein Gott, der Schreie hört. Ein Gott, der dich sieht. Er gibt Mose eine Berufung und dem Pharao zu denken. Und nach einiger Zeit, das Blut an den Türpfosten ist gerade erst trocken, ziehen die zwölf Stämme Israels aus Ägypten aus. Es gleicht einem Triumphzug. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wann in dieser ägyptischen Befreiungsgeschichte gefeiert wird? Bereits bevor die Befreiung vollzogen ist! Quasi auf Hoffnung. Auf die Zusage Gottes hin (2. Mose 12,14): „Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den HERRN, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.“ (Lutherübersetzung (LU) | © Deutsche Bibelgesellschaft 2017)
Prophetisch Feiern: Genug Gründe dafür
Bevor Israel Ägypten verlässt, bevor Gott das Meer teilt, wird schon gefeiert. Ein Fest, das Passafest, wird zum Symbol der Befreiung, während sie geschieht. Ich vermute, dieses erste Passa war kein ausgelassenes Fest, wahrscheinlich sogar eher angespannt. Mit glänzenden Augen, aber wackligen Knien.
Nicht jedes Fest ist eine Party. Es gibt auch nachdenkliche Feste, wie wir anfangs schon gesehen haben, Erinnerungsfeiern, Abschiedsfeiern, Gedenkfeiern mit ganz ambivalenten Gefühlen. Das hat alles seinen Platz. Wie gesagt: Die Kunst ist zu verstehen, welche Art von Feier jetzt dran ist. Deshalb hier ein paar Anregungen:
- Schon jetzt wollen wir feiern mit Brot und Wein. Diese Zeichen sprechen so laut – auch wenn wir sie oft sehr leise feiern!
- Schon jetzt wollen wir feiern mit Zuversicht und Hoffnung. Diese Haltungen sprechen so laut – auch wenn uns manchmal angst und bange ist in dieser Welt.
- Schon jetzt wollen wir feiern mit allen Generationen. Diese Gemeinschaft spricht so laut – auch wenn die Band die Lieblingslieder der anderen spielt.
- Schon jetzt lasst uns feiern mit denen, die noch ganz bei sich und nicht beim Vater im Himmel sind – es wäre doch möglich, dass sie ihre Bestimmung als Ebenbilder Gottes finden!
FeG-Story hilft, Fokussiert zu bleiben
Auch eine Gemeinde, die sich anfühlt wie ein Fest, wird immer unvollkommen sein. Sie wird aber ganz sicher viele wunderbare Momente erleben – noch viel mehr und vielfältiger als ich sie hier beschrieben habe.
Ich biete Ihnen zum Weiterdenken noch eine kurze Geschichte an. Wir haben sie als FeG-Bundesleitung entworfen, um zu sagen, was genau für uns eigentlich ein Grund zum Feiern, eben ein Fest wäre. Sie steht exemplarisch für die vielen so ganz unterschiedlichen Fest-Geschichten des Gemeindelebens. Sie soll uns helfen, fokussiert zu bleiben, nicht irgendetwas zu bauen. Sondern wir möchten Gemeinden dabei unterstützen, sich anzufühlen wie ein Fest. Und zwar so:
- Gott und Mensch gehören zusammen.
- Viele Menschen haben Gott und seine Liebe noch nicht kennengelernt.
- Bewegt von Gottes Liebe bauen wir lebendige Gemeinden.
- Dort begegnen Menschen Gott und einander.
So stellen wir uns Gemeinden vor, die sich anfühlen wie ein Fest. Sehr schlicht, aber auch sehr kraftvoll, wie ich meine. Es wird uns eine Freude sein, das zusammen mit Ihnen und Ihrer Gemeinde zu entdecken, zu entwickeln und zu erleben. So möchten wir als FeG Deutschland nach 150 Jahren einmal mehr ein neues Kapitel aufschlagen!
Henrik Otto | Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden | praeses.feg.de
Fakten Bund FeG
Der Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR (FeG) wurde 1874 gegründet und besteht aus ca. 500 selbstständigen Ortsgemeinden mit insgesamt 40 904 Mitgliedern. Er ist mit der Evangelischen Allianz in Deutschland verbunden und Mitglied der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Sitz der Bundesgeschäftsstelle ist Witten. Präses ist seit 2024 Henrik Otto.
Weiterführende Links
- FeG Vision | vision.feg.de
- Webseite Bund FeG | feg.de
- Fakten zu Bund FeG | fakten.feg.de
CHRISTSEIN HEUTE | Die FeG-Zeitschrift
Lesen und erleben, was FeG bewegt
- FEG-VISION | Gemeinden, die sich anfühlen wie ein Fest – Was heißt das für die Ortsgemeinde?
- LEITEN | Gemeindeleitung – Leidenschaft und Herausforderung
- LEARNINGS | „Das haben wir verstanden“ – Gemeinden teilen ihre Erfahrungen
- GOTTESDIENST AUFGEWECKT | Praktische Impulse aus der Gottesdienstwerkstatt der FeG Theologischen Hochschule
- GLAUBEN | Gemeinde unterm Röntgenschirm –die Sendschreiben der Offenbarung
- GEMEINDELEBEN | Innovative Ideen, die Gemeinden weiterbringen
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Pressekontakt
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