Dank an die Kinder
In seinen PERSPEKTIVEN greift Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, einen Aspekt aus dem Leben oder ein Thema aus der öffentlichen Diskussion auf.
Heute werde ich mich einseitig für die Kinder und Jugendlichen aussprechen. Ich weiß: Das Leben von Menschen kann und möchte man nicht gegeneinander aufwiegen. Deswegen muss man immer alle nennen, wenn man keine Ungleichgewichte erstellen will. Doch heute werde ich einseitig sein.
Kinder und Jugendliche wahrnehmen
Wir haben allen Grund, den Kindern und Jugendlichen zu danken! Sie waren durch die Corona-Pandemie all die Monate nicht oder nur in einem sehr geringen Grad direkt gefährdet. Damit meine ich: Ihre Krankheitsverläufe waren fast durchgängig mild. Die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel. Und dennoch haben sie viele Konsequenzen der Maßnahmen getragen, tragen müssen. Manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig. Kinder Masken getragen, sich zu Hause verbarrikadiert. Manche haben an der Einsamkeit gelitten, andere haben es genossen. Eigenbrötler wurden noch eigenbrötlerischer. Gemeinschaftsnudeln haben viel vermisst. Distanzunterricht (Homeschooling) war hart und schwer. Jugendliche haben sich diszipliniert durch den Unterrichtsstoff gearbeitet. Sie haben die Sorge, dass sie als „Corona-Jahrgang“ in zukünftigen Bewerbungsprozessen skeptisch angesehen werden, was absoluter Unsinn wäre. Andere haben tatsächlich viel verpasst, was oft auch vom Elternhaus abhing. Manche haben den Kontakt in die Gemeinden verloren. Sie haben eine andere Wahrnehmung von körperlichem Kontakt einüben müssen. Neugeborene haben in Maskengesichter geblickt. Die Liste von Einschränkungen könnte noch lange fortgesetzt werden. Und warum das alles? Damit die Alten oder Älteren oder Menschen mit Risikofaktoren nicht gefährdet werden! Die junge Generation hat sich solidarisch gezeigt. Die wenigen Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Danke sagen
Ich möchte hier und heute offiziell ein großes „Danke“ sagen. Ich gebe zu, ich bin gar nicht allein darauf gekommen. Der Gedanke wurde beim letzten FeG-Podium geäußert (Online-Veranstaltung des Bundes FeG | podium.feg.de): „Sagt den Kindern ‚Danke!‘“ Das will ich hiermit tun: Danke an euch. Ihr habt viel geleistet und wir nehmen das wahr. Und ich bitte, dieses „Danke“ mit einem eigenen „Danke“ in allen Gemeinden zu ergänzen. Sagt den Kindern „Danke“. Spendiert ihnen dabei ein Eis oder sonst was. Und erkennt an, was sie getan haben.
Einsatz zeigen
Wenn ich das gemacht habe, schiebe ich eine Selbstverpflichtung hinterher. Ich will mich – mit meinen Möglichkeiten – dafür einsetzen, dass sich das nicht wiederholt. Ich weiß, dass dabei viel abzuwägen ist. Es bleibt kompliziert. Aber wenn wir „Danke“ gesagt haben, dann nicht, um einfach so weiter zu machen. Kinder sind keine Pandemietreiber! Sie sind Lebensentdecker und sollen es bleiben. Pandemietreiber, das sind wohl eher (mehr oder weniger gefüllte) Fußballstadien. Egal, was im Herbst passiert: Bitte lasst die Schulen auf. Impft die Lehrer (die es wollen, ist ja klar), steckt Geld in die Schulen und deren Infrastruktur. Bringt die Perspektive der Kinder in die Überlegungen der Regierungen und auch der Gemeinden mit ein.
Sommer genießen
Ich wünsche allen Kindern und ihren Familien viele unbeschwerte Momente in den Sommerferien. Ich wünsche ihnen Begegnungen mit Jesus Christus, der selbst als Kind in dieser Welt war und das Leben in Nazareth entdeckt hat. Der die Kinder, die oft übersehen wurden und werden – die an den Rand gedrängt wurden und werden – umarmt und gesegnet hat. Und dann wünsche ich ihnen eine Gesellschaft und Gemeinden, die Kinder und Jugendliche im Fokus haben und ihre Interessen stark betonen, denn sie haben keine eigene Stimme, keinen Wahlzettel und wenig Lobby. Also machen wir uns stark für sie. Jetzt schon, damit es nach dem Sommer gut für sie weitergeht.
ANSGAR HÖRSTING | Präses Bund FeG | praeses.feg.de
Dieser Artikel ist erschienen in der FeG-Zeitschrift CHRISTSEIN HEUTE 08/2021 >>
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