FeG-Präses | Gedanken und Impulse
Bevor ich es vergesse
Sind Sie eher ein Zetteltyp oder haben Sie eine App für Ihre Aufgaben? Oder vielleicht einfach ein gutes Gedächtnis? Ich jedenfalls muss mir aufschreiben, was ich nicht vergessen möchte, am besten immer am selben Ort. Bevor ich es vergesse, schaue ich mir auch gerne einen Jahresrückblick im Dezember an. Manchmal wundere ich mich dann, was im vergangenen Jahr so alles geschehen ist. Wir sind in hohem Tempo unterwegs und Dinge ändern sich schnell. Manche Ereignisse und manche Menschen geraten dabei zu schnell in Vergessenheit, wenn sich niemand um ihr Andenken bemüht.
Bevor ich sie vergesse, möchte ich mich außerdem an Erkenntnisse und Werte erinnern, die für die Zukunft wichtig sind. Es gibt so viele Entscheidungen zu treffen, da will ich die Zusagen Gottes und auch seine Vorstellungen von einem guten Leben verinnerlichen.
In Zukunft gibt es also immer an diesem Ort ein paar Gedanken, die ich unter der Überschrift „Bevor ich es vergesse“ mit in die Zukunft nehmen möchte. Und Sie entscheiden natürlich selbst, welche davon Sie für sich mit ins Handgepäck nehmen!
Kleine Anfänge lieben
In diesen Tagen scheint es mir zum Beispiel von besonderer Bedeutung zu sein, an die kleinen Anfänge zu denken. Jedes Jahr fängt klein an, mit einem ersten Tag. Jede Veränderung zum Guten startet mit einem ersten Schritt, den vielleicht noch niemand sieht außer dem, der ihn tut. Jede neue Aufgabe beginnt mit einigen Entscheidungen und Ereignissen, die vielleicht nicht weltbewegend sind, aber in Erinnerung bleiben. Weil es der „kleine Anfang“ war.
Dabei sind die kleinen Anfänge nicht zu unterschätzen, denn sie sind der Beginn eines Weges. Mit den ersten Schritten schlagen wir eine Richtung ein, legen mindestens probeweise einen Kurs an und lenken die Motivation in konkrete Bahnen. Damit werden wir erkennbar. Dabei kommt es gar nicht so sehr darauf an, ob die Schritte eher bescheiden oder schon recht wirksam sind. Denn der kleine Anfang offenbart das Herz und manchmal auch tiefe Überzeugungen.
Jesus fängt klein an
Es erstaunt mich, dass auch Jesus Christus offenbar den kleinen Anfang schätzte. Er spricht beispielsweise davon, dass das Reich Gottes ganz klein beginnt, wie ein Senfkorn. Ich gehe davon aus, dass Jesus sehr wohl wusste, dass sein Evangelium eine gute Botschaft für die ganze Welt sein würde. Und doch nahm er sich Zeit, um über Land zu ziehen, Predigten in Dorfsynagogen zu halten, hielt es aus, bis zu seiner Himmelfahrt nichts von einer größeren Bewegung gesehen zu haben. Das hätte man sich auch anders vorstellen können, mit etwas mehr „Hauptstadt-Flair“ etwa.
Aber Jesus, der die Massen begeistern konnte, kümmerte sich in erster Linie um die Anliegen einfacher Leute: Aussätzige anfassen, Sünder begnadigen, Betrüger zurechtlieben, in einfachen Worten das Evangelium erklären, so war er. Es kam mehr darauf an, wer er war, als darauf, wie schnell er vorankam. Er hatte immer die Würde des einzelnen Menschen im Blick. Deshalb ist auch seine Gemeinde so. Es ist eine Art Familienähnlichkeit mit ihm – zugegeben mit einigen Schönheitsfehlern auf unserer Seite.
Und doch hat es Kreise gezogen, was Jesus lehrte und wie er lebte. Es ist unter der Hand des Heiligen Geistes etwas aus dem kleinen Korn gewachsen, das heute Menschen auf der ganzen Welt hoffen lässt und ihnen hilft und Leben schenkt. Deshalb sind die kleinen Anfänge nicht zu verachten. Es liegt ganz allein bei Gott, in welcher Größe er etwas bedeutsam findet.
Aus klein wird groß
Das macht mir Mut etwas zu wagen – Ihnen vielleicht auch? Dabei ist es nicht entscheidend, ob schon alle Ressourcen verfügbar und alle Fragen geklärt sind. Ein kleiner Anfang kann eine große Botschaft enthalten, selbst wenn am Ende nicht alles gelingt! Natürlich können nicht unbegrenzt neue Ideen umgesetzt werden, denn Zeit und Energie sind endlich. Aber ich möchte lieber mit einigen Aktivitäten aufhören, die sich eine Pause verdient haben, oder die später noch mal aufgenommen werden können, als keinen Freiraum für Neues zu haben.
Wenn ich über Anfänge nachdenke, kommt mir aber auch das andere in den Sinn. Anfänge, die ich nicht lieben kann. Es gibt auch das andere Kleine – die Anfänge, denen man wehren muss. Bei denen Wachstum fatal wäre und nicht mitzumachen nicht ausreicht. Auch so etwas gibt es immer wieder zu erleben, etwa wenn Menschen verunglimpft oder zu Sündenböcken gemacht werden; wenn der vermeintlich großartige Zweck die Mittel heiligt; wenn Gewalt als legitimes Mittel erscheint, um Interessen durchzusetzen; oder wenn Menschen zu Un-Menschen erklärt werden. Kleine Anfänge lieben kann ich nur dann, wenn ich sie mir auch in groß vorstellen mag; wenn ich mir von ihnen guten Gewissens große Wirkungen wünschen kann.
Evangelium hoffnungsvoll weitersagen
Deshalb schlägt mein Herz so sehr fürs Weitersagen des Evangeliums und fürs Weiterbauen von Gemeinden. Unserer Welt kann nichts Besseres passieren, als in Berührung mit dem Gott zu kommen, der sie liebt. Diese Liebe ging so weit, dass Jesus Christus sich verunglimpfen und zum Sündenbock machen ließ. Bei ihm waren die Mächtigen überzeugt, dass die Bewahrung der Religion und der traditionellen Ordnung jedes Mittel rechtfertigt. Als Gotteslästerer wurde er zum Un-Menschen, zu einer unerwünschten Person erklärt und gekreuzigt. Ich werde wohl mein Leben lang darüber staunen, dass uns Gott gerade auf diesem Weg Heil und Versöhnung anbietet.
Das war der kleinste und niedrigste Anfang, den ich mir für etwas Großes vorstellen kann. Und es ist ein Fingerzeig, die Gegenwart Jesus vor allem bei den Niedrigen und Verachteten zu suchen, dort, wo Menschen über kleine Anfänge selten hinauskommen. Bevor ich es also vergesse: Kleine Anfänge sind manchmal ganz schön groß!
Henrik Otto | Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR | praeses.feg.de
Henrik Otto | Zur Person
Henrik Otto wurde am 11. November 1976 in Ellwangen (Jagst) geboren. Nach seinem Studium am Theologischen Seminar Ewersbach (heute Theologische Hochschule Ewersbach) war er von 2002 bis 2013 Pastor der FeG Füssen und der FeG Schongau, von 2013 bis 2016 Pastor der FeG Siegen-Mitte. Seit 2016 ist er FeG-Bundessekretär für die Region Süd.
Am 17. Juni 2023 wurde Henrik vom Bundestag des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Siegen-Geisweid zum Präses gewählt und hat das Amt im Januar 2024 angetreten. Henrik Otto ist verheiratet mit Evelyne. Das Ehepaar hat vier Söhne und wohnt in Rieden (Allgäu).
Anmerkungen | Downloads
- Dieser Text ist in der FeG-Zeitschrift CHRISTSEIN HEUTE 02/2024 erschienen kann frei und ungekürzt für die Medien der FeG-Gemeinden vor Ort übernommen werden.
- Weitere Verwendung darüber hinaus bitte erfragen: presse@feg.de
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