Interview mit Steffen Kern
Steffen Kern, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, war der Hauptredner der FeG-Hauptamtlichentagung auf Langeoog. Im Interview erzählt er, warum Gemeinden unbedingt dienen sollten und woher sie die Zeit dazu nehmen.
Deine Impulsreihe startete mit einer These: „Unser Glaube lebt aus dem Hören“. Wie geht das?
Es ist kein Zufall, dass die Predigt das Herzstück des evangelischen Gottesdiensts ist. Der Glaube lebt davon, dass wir Gottes Zusage hören. Das Evangelium ist nicht einfach nur ein Gefühl, eine Idee oder eine bestimmte Form der Weltanschauung. Es ist Zuspruch und Zusage. Gott sagt: „Fürchte dich nicht. Du bist mein Kind.“ Du kannst auf Dauer nicht glauben, ohne diese Zusage immer wieder zu hören – in Predigten, im persönlichen Miteinander von Schwestern und Brüdern in der Gemeinde oder auch im Bibellesen. Und auch unsere Stille ist hörendes Schweigen. Da wächst der Glaube.
Du sagst: Vom Hören geht es zur Vision. Was tut, wer visionslos ist?
Wenn wir Gottes Auftrag hören – geht in die Welt, dient, helft, macht satt, besucht – dann müssen wir irgendwann eine Vision finden: Was heißt das für die Gemeinde, den Ort, unsere Zeit? Die zentrale Frage ist: Wem sollen wir dienen? Für wen sind wir gesandt – als Gemeinde, als Familie, als Hauskreis? Christsein heißt immer, für andere da zu sein. Wer ist das? Die Frage zu beantworten, führt zu einer Vision.
Wer keine Vision hat, für den gilt es, neu zu hören, betend zu fragen: Gott, zu wem sendest du uns? Ich glaube, daran wächst auch die Vision. Aber das geht nicht auf Knopfdruck.
Mission ist Diakonie
Diakonie ist für dich ein Kernbegriff, wenn es um Gemeinde geht. Wie definierst du Diakonie?
Das ist eine grundlegende Einsicht für mich, dass Diakonie an erster Stelle steht. Du kannst nicht Gemeinde sein, ohne diakonisch zu sein. Jesus hat den Dienst für andere an die erste Stelle gestellt.
Mission ist Diakonie, das sind nicht zwei Seiten einer Medaille. Mission ist nicht Mission, wenn sie nicht auch diakonisch ist. Und Diakonie ist nicht Diakonie, wenn sie nicht missionarisch ist. Das haben wir vergessen. Es gibt eine Diakonievergessenheit in Gemeinden. Und diese Diakonievergessenheit hat mit Jesusvergessenheit zu tun.
Diakonie ist also Dienen?
Das ist die Grundbedeutung. Aber sie kann ganz verschiedentliche Gestalt annehmen. Sie kann in der Hilfe für Bedürftige liegen, in der Pflege Kranker, bei Menschen, die auf der Flucht sind, Kindern. Sie kann Bildungsarbeit sein. Sie kann auch politische Arbeit sein in einem Stadtteil, wenn es da Konflikte gibt zwischen Parteien und Gruppierungen. Die Frage ist immer: Was ist dran? Welcher Dienst?
Innovation geht nur mit Loslassen
Wie soll das alles zeitlich gehen?
Klar ist: Wir sind alle beschäftigt bis an den Rand. Unsere Kalender sind voll. Auch in Gemeinden sind viele über die Maße engagiert. Da geht nichts obendrauf. Diakonie als Add-on geht nicht. Innovation geht nur mit Exnovation. Wenn wir mit etwas loslegen wollen, müssen wir etwas anderes loslassen. Aber ich bin der tiefen Überzeugung: Wenn wir sagen, wir haben keine Zeit und kein Geld mehr, um anderen Menschen zu dienen, dann läuft etwas falsch. Dann setzen wir die falschen Prioritäten. Dann sind wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt und vergessen die anderen. Deswegen ist die schwierigste Frage: Was lassen wir los, um etwas anderes tun zu können?
Steffen Kern, Pfarrer und Journalist, ist Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes. Er ist 1973 geboren, mit Christine verheiratet und lebt mit seiner Familie etwa 30 km südlich von Stuttgart in Walddorfhäslach.
Das gesamte Interview ist in Christsein Heute zu lesen: feg.de/christsein-heute
Nathanael Ullmann | Referent für Medien und Öffentlichkeitsarbeit | presse.feg.de
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Der Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR (FeG) wurde 1874 gegründet und besteht aus mehr als 500 selbstständigen Ortsgemeinden mit insgesamt 42 350 Mitgliedern. Er ist mit der Evangelischen Allianz in Deutschland verbunden und Mitglied der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Sitz der Bundesgeschäftsstelle ist Witten. Präses ist seit 2008 Ansgar Hörsting.
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