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Februar 29, 2024 | Aktuell Allgemein CHRISTSEIN HEUTE FeG Historischer Arbeitskreis FeG Institut Gemeindeentwicklung und Leiterschaft FeG-Gottesdienst Gemeindeleben Gemeinden Institut Gemeindeentwicklung und Leiterschaft Presse Theologische Hochschule Ewersbach vef.de

FeG-Gottesdienst | Unsere Gottesdienste haben Zukunft

Unsere Gottesdienste haben Zukunft

Zeit für einen frei-evangelischen Aufbruch

Arndt Schnepper ermutigt dazu, als Gemeinde intensiver mit den frei-evangelischen Pfunden zu wuchern. Freikirchliche Gemeinden haben mit ihrer freien Liturgie einen Schatz mitbekommen, um Menschen in persönlichen Kontakt mit Gott zu bringen. Gottesdienste sind dabei mehr als unverbindliche Angebote, sondern Höhepunkte des gemeindlichen Lebens.

Jedes Wochenende gehen mehr Menschen zum Heimspiel des VfB Stuttgart als in einen Gottesdienst.“ Diese steile Behauptung kennen viele Christen im süddeutschen Raum. Doch sie ist falsch. Dank einer aktuellen Studie der Liebenzeller Hochschule (IHL) wissen wir es heute besser: Ihr zufolge geht jeder 20. Einwohner der Metropolregion Stuttgart sonntags in einen Gottesdienst. Das sind bei rund 2.700.000 Einwohnern etwa 131.900 Gottesdienstbesucher. Zum Vergleich: Bei einem ausverkauften Stadion an der Stuttgarter Mercedesstraße sitzen rund 60.000 Fans im Stadion.

Freikirchen erreichen mehr Menschen

Doch die Studie fördert noch eine zweite Überraschung zutage: Diese bezieht sich auf die Verteilung der Stuttgarter Gottesdienstbesucher. 38.000 Menschen besuchen die römisch-katholische Messe, 35.600 nehmen in einem landeskirchlichem Gottesdienst Platz, 2.300 finden sich in einer landeskirchlichen Gemeinschaft wieder – doch die allermeisten Gäste vereinigen die Freikirchen auf sich. Insgesamt 44.300 Menschen feiern dort sonntags einen Gottesdienst. Während sich die öffentliche Wahrnehmung oft nur auf die katholischen und evangelischen Gottesdienste bezieht, sind es in Wirklichkeit die freikirchlichen Gottesdienste, die die meisten Menschen erreichen.

Ein Blick zu unseren Schweizer Nachbarn ist noch krasser: Hier sind wohl die meisten Gottesdienstbesucher sonntags in einer katholischen Messe zu finden (ca. 38 %), auf dem zweiten Platz landen dann aber schon die Freikirchen (29 %), gefolgt von den evangelisch-reformierten Kirchen (14 %). Mit anderen Worten: Obwohl die Reformierten etwa 20 Mal so viele Mitglieder umfassen, stellen die freikirchlichen Gemeinden doppelt so viele Gottesdienstbesucher. Ohne Frage – freikirchliche Gottesdienste gewinnen an Zuspruch. Das mag nicht immer vor Ort so erlebt werden, aber im großen Durchschnitt stimmt es.

Freie und feste Liturgie

Freikirchliche Gottesdienste können allerdings sehr unterschiedlich ausfallen. Wer es noch nicht erlebt hat, mag selbst die Probe durchführen. Man besuche nacheinander eine sogenannte Brüdergemeinde sowie eine Pfingstgemeinde und vergleiche die Gottesdienste mit dem der eigenen Gemeinde. Der Eindruck ist frappierend. Doch so unterschiedlich diese Gottesdienste auch sein mögen, im Vergleich mit landeskirchlichen Gottesdiensten verfügen sie dennoch über ein gemeinsames Kennzeichen: die „freie Liturgie“.

„Liturgie“ hat im freikirchlichen Raum oft keinen guten Klang. Manchen ist es geradezu der Inbegriff für Erstarrung oder Langeweile. Doch in den theologischen Wissenschaften meint es lediglich die gottesdienstliche Gestaltung. „Liturgie“ bedeutet „Gottesdienst“, wie auch die „Liturgik“ die „Lehre vom Gottesdienst“ darstellt. Das Adjektiv „liturgisch“ meint darum so viel wie „gottesdienstlich“. Und so gesehen ist auch der freikirchliche Gottesdienst „liturgisch“. Der springende Punkt im Vergleich mit der katholischen Messe und dem lutherischen Gottesdienst ist die freikirchliche Wertschätzung der Freiheit. Sie findet ihren Ausdruck in der örtlichen Selbstbestimmung und in der individuellen Formulierung. Während die Großkirchen ihren Gemeinden Abläufe, Gebete sowie andere Handlungen wortwörtlich vorformulieren, setzen Freikirchen auf Freiheit.

In aller Regel bestimmen die einzelnen Gemeinden frei über die Gestalt ihrer eigenen Gottesdienste. Und sie betonen ebenso die liturgische Freiheit beim Beten und Bekennen. Natürlich gibt es auch hier formulierte Texte, wie etwa beim Singen oder beim Beten des Vaterunsers. Doch darüber hinaus bemessen sie der freien Gestaltung eine bedeutende Rolle zu. Gemeinsamer Wunsch ist es, den Glauben eben auch persönlich auszudrücken. Und solche „freien Gottesdienste“ entwickeln offensichtlich eine zunehmende Attraktivität.

Frei-evangelische Freiheit

Auch Freie evangelische Gemeinden betonen seit jeher ihre liturgische Freiheit. Der FeG-Theologe Konrad Bussemer (1874-1944) formulierte es geradezu klassisch in seinem Büchlein „Die Gemeinde Jesu Christi“ (1907): „Die Gemeinde darf ihre Versammlungen ihrem jeweiligen Bedürfnis entsprechend völlig frei gestalten und braucht sich nicht an irgendein Schema zu klammern.“ Freilich dachte Bussemer nicht daran, eventuell lutherisch oder pfingstlerisch anmutende Gottesdienste durchzuführen. Ihm standen vielmehr die jungen Freien evangelischen Gemeinden im Deutschen Kaiserreich vor Augen, denen er geistliche Vitalität wünschte und sie auch für das Anliegen des Bundes Freier evangelischen Gemeinden gewinnen wollte.

Historische Impulse: Neviandt und Franson

Doch wie sahen die frühen FeG-Gottesdienste aus? Wie bei einer Geburt gibt es hier zwei Elternteile. An der Wiege steht einmal die 1854 gegründete Urgemeinde in Wuppertal. Es ist Friedrich Zahn zu verdanken, dass wir hier ein recht genaues Bild zeichnen können. Eigentlich war alles ganz einfach: Auf eine Begrüßung folgten Lied, Lesung, Lied – sodann begann eine 40- bis 50-minütige Predigt des ersten FeG-Predigers Heinrich Neviandt (1827–1901). An diese schlossen sich wiederum Lied, Gebet und Segen an. Dabei ist zu bemerken, dass in den 20 Jahren wohl immer ohne musikalische Begleitung gesungen wurde. Unverkennbar ist hier eine sanfte Form der „reformierten Liturgie“. Die Predigt steht ganz im Mittelpunkt, alles ist hier zugeordnet. Weitere Elemente sind äußerst schlicht gehalten. Nichts soll ablenken, alles ist auf die Innerlichkeit angelegt. Schnell gewann dieses elementare Gottesdienstmodell viele Freunde und wurde Vorbild für etliche Gemeinden in Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Der andere Elternteil bildet das Team von Fredrik Franson (1852–1908) und Carl Polnick (1858–1919). Beide gelten als Gründer der Allianz-Mission. Neben der Aussendung von Missionaren nach China unternahmen sie auch evangelistische Gottesdienste, etwa 1890 in Wuppertal. So luden sie zu Versammlungen in öffentlichen Lokalen ein, wo auch Frauen die Predigten übernahmen, wie etwa die schwedische Missionarin Nelly Hall (1848–1916). Englische Lieder wurden ins Deutsche übersetzt und mit Klavier begleitet. Und man lud zu Nachversammlungen ein, in denen sich Menschen zu Christus bekehren konnten. Offensichtlich prägte hier die Liturgie der sogenannten „revival tradition“. Im Zuge der Erweckungsbewegungen kamen in Nordamerika die Menschen oft in Camps zusammen. Man sang viel, hörte Predigten und rief zur Umkehr auf. Fredrik Franson, als gebürtiger Schwede lange Zeit in den Vereinigten Staaten tätig, brachte dieses Modell nach Deutschland. Neviandt konnte mit diesen Gottesdiensten nur wenig anfangen, aber umso mehr manche Gemeinden. Durch Franson entstanden auch in Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland Freie evangelische Gemeinden und deren Missionswerke.

Es scheint, als würden heute viele unserer Gemeinden diese beiden historischen Impulse ganz harmonisch in sich vereinen. So finden sich bei uns einerseits die Hochachtung der Predigt und die Wertschätzung einfacher Formen. Gleichzeitig sind aber auch moderne Musikinstrumente und das Singen neuer Lieder typisch.

Gottesdienst ist Begegnung mit Christus

Nun ist es das eine, heutige Erscheinungen historisch zu erklären. Noch viel wichtiger ist es aber, sich biblisch zu vergewissern, wie Gottesdienste aussehen sollen. Diese Frage nach der Heiligen Schrift ist keine Beliebigkeit, denn schließlich verstehen Freie evangelische Gemeinden die Bibel als „verbindliche Grundlage für Glauben, Lehre und Leben“ gebrauchen (Präambel des Bundes Freier evangelischer Gemeinden | verfassung.feg.de).

Das Erstaunliche ist nun, dass wir im Neuen Testament den Begriff „Gottesdienst“ in ganz anderen Zusammenhängen finden als wir es vermuten. Denn die Wörter, die im Alten Testament für den Tempelgottesdienst gebräuchlich sind, werden im Neuen Testament fast ausnahmslos für die gesamte Lebensführung der Christen gebraucht (Römer 12,1; Jakobus 1,27). Im Hintergrund steht die Überzeugung, dass wir nicht mehr durch Opfer dienen sollen, sondern dies durch Christi Opfer umfänglich geschehen ist. Da­rum heißen die ersten sonntäglichen Treffen im Neuen Testament auch schlicht „Versammlungen“ (Hebräer 10,25; Jakobus 2,2).

Infolgedessen luden auch die ersten FeGs nicht zu „Gottesdiensten“, sondern immer zu „Versammlungen“ ein. Die heutige Bezeichnung setzte sich flächendeckend wohl erst in den 1950er-Jahren durch. Nun sollten wir nicht um Namen streiten, solange klar ist, was sie bezeichnen: Gottesdienste sind Begegnungen der versammelten Gemeinde mit Jesus Christus (Matthäus 18,20). In ihnen dient uns der Vater durch seinen Geist und wir beten ihn an (Johannes 4,23). Darum gehören Gottesdienste auch zu dem Wertvollsten, was wir haben. Der baptistische Theologe Volker Spangenberg (Elstal) nennt sie das „Urereignis von christlicher Gemeinde“. Und der frei-evangelische Liturgiker Stefan Schweyer (Basel) formuliert: „Gottesdienst ist die Feier, in der der lebendige Gott seiner versammelten Gemeinde begegnet.“

Christsein ist mehr als Gottesdienst – aber auch

Daher ist die leibliche Gegenwart im sonntäglichen Gottesdienst durch nichts zu ersetzen. Gerade in einer Zeit der zunehmenden Medialisierung und Vereinzelung dürfen Gemeinden dies nicht aus dem Fokus verlieren. „Christsein ist mehr als Gottesdienst“ – so sind wir es gewohnt zu sagen. Und es stimmt! Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Gottesdienst unbedingt zum Christsein dazugehört.

Die Vorstellung, dass die Kirche eine „Kasualkirche“ sei, hört man neuerdings öfters in landeskirchlichen Kreisen. Dahinter steht die Vorstellung, dass es genüge, wenn Christen und Christinnen von „Fall zu Fall“ die kirchlichen Trauungen und Trauerfeiern in Anspruch nehmen oder an Weihnachten oder zum Erntedankfest im Gottesdienst erscheinen. Ein solches Modell kann keine Freie evangelische Gemeinde zufriedenstellen.

Gottesdienste sind mehr als unverbindliche Angebote. Sie sind die Höhepunkte des gemeindlichen Lebens und die besonderen Orte für gemeinsame Christusbegegnungen. Dem Gottesdienst gilt Gottes besondere Verheißung. Da­rum hat er auch unsere ganze Aufmerksamkeit verdient.

 

 

 

 

 

Dr. Arndt E. Schnepper | Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach | th-ewersbach.de

 

Dieser Artikel erschien zuerst in der FeG-Zeitschrift Christsein Heute.

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