Der 31. Oktober ist eine missionarische Großchance. Dem Reformator Martin Luther wird großes Interesse entgegengebracht.
Luther mit Lichterfest
Wie sich der Reformationstag feiern lässt – Aus der Gottesdienst-Werkstatt der Theologischen Hochschule Ewersbach
Am 31. Oktober ist es soweit. Dann feiern in Deutschland und Österreich evangelische Christen den Reformationstag. Gedacht wird des Thesenanschlags durch Martin Luther an der Wittenberger Schlosskirche, der als Fanal zur Reformation gilt. Seit dieser Tag 1990 in beinahe allen ostdeutschen Bundesländern und seit 2018 auch in den norddeutschen Bundesländern als staatlicher Feiertag verankert ist, genießt er noch mehr Aufmerksamkeit. Ist dieses Datum auch für Freie evangelische Gemeinden ein Anlass zum Feiern? Mein Eindruck ist, dass etliche Gemeinden mit diesem Tag fremdeln. Manchmal bieten sie an diesen Tagen wohl Fachvorträge zum Thema Reformation an. Oder sie weisen auf landeskirchliche Festgottesdienste hin. In der eigenen Gemeinde bleibt es aber oft bei einer schlichten Erwähnung im darauffolgenden Sonntagsgottesdienst. Darum soll dieser Beitrag eine Lanze für die Feier des Reformationstags sein. Denn ich meine, es gibt gute Gründe das Reformationsfest bewusst in den Gemeindekalender aufzunehmen.
Das Geschenk der Gnade feiern
Am 31. Oktober feiern wir die Wiederentdeckung des Evangeliums durch Martin Luther. Dabei ist allen sonnenklar, dass nicht der Mensch Luther in den Himmel gelobt werden soll. Denn dafür eignet er sich nun wirklich nicht. Vielmehr geht es um das, was ihn bewegte: die Gnade, die durch Jesus Christus erworben und für uns im Glauben zugänglich wurde. Dieses Geschenk Gottes steht im Zentrum. Mit der Feier des Reformationsfestes unterstreichen Freie evangelische Gemeinden aber auch ihre Zugehörigkeit zur evangelischen Bewegung. Natürlich entspringen die FeGs geschichtlich nicht dem Luthertum, sondern dem reformierten Zweig der Reformation. Deshalb sind sie aber nicht weniger evangelisch. Freie evangelische Gemeinden sind durch und durch evangelisch, wie es ja auch in ihrem schönen Namen zum Ausdruck kommt. Die sogenannten vier „Soli“ der Reformation, also „allein Christus“ (solus christus), „allein die Gnade“ (sola gratia), „allein der Glaube“ (sola fide), „allein die Schrift“ (sola scriptura) sind seit jeher auch Kennzeichen der Freien evangelischen Gemeinden.
Welche Elemente können in einem solchen Gottesdienst nun aufgegriffen werden? An erster Stelle sind hier die zahlreichen Reformationslieder zu nennen. Dazu gehören natürlich die Choräle Luthers, aber auch weitere. Doch Vorsicht: Manchmal können diese älteren Lieder in massierter Zahl auch erdrücken. Hier sind moderne Arrangements sinnvoll, wie sie etwa das „Liederschatzprojekt“ des SCM-Verlags anbietet. Manchmal helfen auch kleine Einleitungen zu den Liedern, um das Interesse für die Texte zu wecken. Typische Predigttexte sind beispielsweise Römer 3, 1–28 oder 1. Korinther 3,11, aber auch Matthäus 10, 26–33 und weitere. Inhaltlich geht es hierbei etwa um den Aspekt der „Gnade“ und der „Freiheit“ durch Christus, aber auch um das „Bekenntnis“ zu ihm. Wie bei anderen Festen des Christusjahres sind dies keine exklusiven Predigttexte und -themen, die nur diesem Tag vorbehalten wären. Es sind viel eher Querschnittsthemen, die aber dann eine besondere Zuspitzung erfahren.
Wie jeder andere Festtag lebt auch der Reformationstag von der räumlichen Gestaltung des Gottesdienstes. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Es ließe sich beispielsweise eine Holztür mit Rahmen neben die Kanzel stellen, auf die jeder Gast eine These oder ein Gebet nageln kann. Oder der gesamte Chorraum wird mit Textilien oder Licht in rotes Kolorit getaucht, so wie es der gottesdienstlichen Farbe des Reformationsfestes entspricht. Oder aber die sogenannte Lutherrose wird prominent präsentiert. Alle Besucher könnten als Erinnerung auch Lutherbonbons oder Lutherkekse zum Abschied erhalten. Es lohnt sich, die Angebote der „Marburger Medien“ für diesen Festtag frühzeitig anzuschauen.
Gegenpol zu Halloween setzen
Der 31. Oktober ist ein umkämpfter Tag. Seit den 2000er Jahren hat bekanntlich das Fest „Halloween“ aus Nordamerika bei uns Einzug gehalten. Wie immer man die Ursprünge auch bewerten mag – in seiner jetzigen Gestalt ist es für viele Christen keine gute Alternative. Aufgrund der massiven Aufnahme etlicher Elemente aus der Horrorkultur ist dieses Gruselfest keinesfalls zu empfehlen. Was nun für Erwachsene einfach zu entscheiden ist, fällt Kindern oftmals viel schwerer. Verbote zur Teilnahme helfen auch nur bedingt, wenn viele Schulfreunde es anders sehen.
Viel hilfreicher sind attraktive Angebote seitens der Gemeinde, die das seltsame Horrorfest alt aussehen lassen. So bieten manche Gemeinden ein „Lichterfest“ an. Damit rückt man ein wenig von der konfessionellen Fixierung ab und betont das, was Luther fand: das Licht des Evangeliums. Auch andere Titel sind möglich. So nennt die Freie evangelische Gemeinde in Leipzig ihre alljährliche Veranstaltung „Kinderfest zum Reformationstag“. Im Kern geht es immer um einen thematischen Kinderbibeltag, an dem die Kinder spielerisch und musisch an die Lichter des Evangeliums herangeführt werden. Während Halloween Angst und Schrecken verbreiten soll, vermittelt solch ein gemeinsamer Tag die gute Botschaft: „Mit Jesus bin ich nicht allein.“
Natürlich darf dieser Tag auch folkloristische Anlehnungen an Luther und sein Leben haben, wie etwa durch ein Theaterstück oder ähnliches. Ebenso können hier auch Traditionen aus regionalen Herbstfesten mit einfließen. Und zugleich sollen auch Süßigkeiten großzügig verteilt werden. Entscheidend ist bei allem die prägende Atmosphäre und die inhaltliche Zuspitzung.
Chance für das Evangelium nutzen
Der 31. Oktober ist eine missionarische Großchance. Denn in aller Regel wird dem Reformator immer noch ein hohes Interesse entgegengebracht. Und das lässt sich nutzen. So führt etwa die Freie evangelische Gemeinde in Schalksmühle seit einigen Jahren auf ihrem städtischen Festplatz ein „Lichterfest zum Reformationstag“ durch. Da in Nordrhein-Westfalen der Reformationstag kein staatlicher Feiertag ist, beginnt die Veranstaltung erst um 17 Uhr. Es gibt einige Buden mit kulinarischen Angeboten, ein helles Lagerfeuer, etliche Sitzbänke sowie eine Bühne mit kurzweiligem Programm. Dazu gehörten in der Vergangenheit etwa Gospelchöre, christliche Kleinkünstler und natürlich auch geistliche Impulsbeiträge. Kein Wunder, so Gemeindepastor Sebastian Göpfert, dass die Resonanz immer ausgesprochen positiv ist.
Die Übersicht macht deutlich, welche Potenziale der 31. Oktober bietet – für die Gemeinde und für solche, die zukünftig dazugehören könnten. Sicher lässt sich manches kombinieren und ausgestalten. Die Hauptsache ist: Das durch die Reformation wiederentdeckte Evangelium kann in die Gegenwart leuchten.
Dr. Arndt E. Schnepper | Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach | th-ewersbach.de
Dieser Artikel erschien zuerst in der FeG-Zeitschrift Christsein Heute.
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