
FeG-Gottesdienst | Osterzeit ist Frühling für die Gemeinde
Das Geheimnis von Ostern entdecken | Aus der Gottesdienst-Werkstatt der Theologischen Hochschule Ewersbach
Manchmal gibt es in der Gemeinde Narrative, die getrost hinterfragt werden dürfen. Zum Beispiel dieses: „Osterzeit ist Urlaubszeit. Da brauchen wir nichts zu planen.“ Es mag sein, dass dies für manche Gemeinden und einzelne Christen zutrifft. Doch die allermeisten Deutschen verreisen gar nicht über die Ostertage. Denn so sonnensicher sind diese Tage bekanntlich nicht. Und leisten können sich viele Familien einen solchen Zweiturlaub meist nicht. Darum ist es an der Zeit, dieses Vorurteil abzulegen und Ostern für die Gemeinde neu zu entdecken.
Schließlich ist das Osterfest das älteste und bedeutendste Fest des Christentums. Lange bevor irgendjemand an Advent und Weihnachten dachte, feierten christliche Gemeinden die Auferstehung des Herrn. Das taten sie zuerst an jedem Sonntag, dem sogenannten „Tag des Herrn“. Und schon im 2. Jahrhundert begannen sie, dies auch jährlich auf besondere Weise zu feiern. Ursprünglich gab es jedoch nicht die heutige Trennung vom Karfreitag und Ostersonntag. Ostern war vielmehr ein zweipoliges Fest, das beide Momente in sich verband. Man gedachte in der Osternacht der Kreuzigung und feierte dann am Ostermorgen die Auferstehung. Erst später wurden die einzelnen Etappen der Passionszeit mit eigenständigen Tagen verbunden. Ostern war und ist das christliche Fest schlechthin. So ist es auch in vielen Gottesdiensten üblich, mit dem Ostergruß zu beginnen: „Der Herr ist auferstanden.“ Und die Gemeinde antwortet: „Er ist wahrhaftig auferstanden.“
Was nun für Predigt und Gottesdienst gilt, das kann auch für das gesamte Gemeindeleben fruchtbar gemacht werden. Die österliche Zeit kann – so die geteilte Erfahrung – zu einem echten Frühling der Gemeinde werden. Das gilt sowohl für das innere Miteinander als auch für die Wirkungskraft nach außen.
Ostern nach innen
Miteinander fasten: Bekanntlich beginnt der Osterkreis am Aschermittwoch mit der sogenannten „Passionszeit“ bzw. „Fastenzeit“. Immer wieder machen Menschen nun von der Möglichkeit Gebrauch, in den kommenden sieben Wochen auf gewisse Verhaltensweisen zu verzichten. Auch Gemeinden können hier wichtige Angebote schaffen. Schließlich ist das Fasten ja nicht eine diätetische Idee, sondern eine geistliche Übung mit biblischer Empfehlung.
Wo sich Interessierte finden, könnte auch einmal das klassische Fasten ausprobiert werden, also der Verzicht auf jegliches Essen. So ließe sich wöchentlich ein gemeinsamer Abend gestalten, wo die Passion Christi vertieft und miteinander gebetet wird. Auch Anliegen der Gemeinden können hier eine Rolle spielen.
Passionswoche: Mit dem Palmsonntag beginnt die „Passionswoche“. Manche Gemeinden machen gute Erfahrungen mit täglichen Abendandachten in dieser Zeit. Das gemeinsame Beisammensein und die Konzentration auf den Leidensweg Christi regen den Glauben an.
Gründonnerstag: Der Tag vor Karfreitag gilt gemeinhin als Tag der Einsetzung des Abendmahls. Und so bietet es sich an, miteinander als Gemeinde das Abendmahl zu feiern. Eine schöne Tradition ist es hierbei, ein „Tischabendmahl“ zu feiern. Das bedeutet auch vorher gemeinsam zu essen, so wie Jesus es mit seinen Jüngern tat (vgl. CH 2014/3 | link.feg.de/2014charchiv). Oder man verbindet dies zusätzlich mit einer Fußwaschung.
Karfreitag: Die Gottesdienste an diesem Tag haben nicht immer den besten Ruf. Dabei liegt der Grund weniger in dem Anlass als vielmehr an der gedankenlosen Ausführung. Denn manchmal wirken diese Gottesdienste so schwer, als wüssten wir gar nicht, wozu dieser Tag dient und was auf ihn folgt. Zuweilen kommt er aber auch so salopp daher, dass man sich fragt, ob die Passionserzählungen nun jetzt passé sind.
Die Kunst ist es, zwei Momente miteinander zu verbinden: die Trauer und die Schmerzen unseres Herrn wahrzunehmen sowie den Trost und die Freude zu vermitteln, die in seinem Tod für uns liegen. Für die Gestaltung bietet es sich an, die Passionsberichte der Evangelisten stückweise vorzulesen. Denn dazu wurden sie ja auch schriftlich verfasst. Eindrücklich ist es, wenn die Lesungen von solchen übernommen wird, die einen Querschnitt der Gemeinde abbilden. Und es sollte auch der Psalm 22 miteinander gebetet werden, also der Leidenspsalm Christi am Kreuz.
Ostersonntag: Nun bricht er an, der Jubeltag aller Christen. Moderation, Musik und Predigt sollen die Freude widerspiegeln. Denn: „Der Herr ist auferstanden!“ Ja, es soll gefeiert werden. Und so könnte vielleicht auch das Gemeinde-Café dies zum Ausdruck bringen, etwa mit gebackenen Osterlämmern, die anschließend miteinander gegessen werden.
Bei aller Begeisterung sollte im Gottesdienst allerdings ein Laster vermieden werden, nämlich das des „frommen Triumphalismus“. Der Herr ist auferstanden, so ist es. Aber als Auferstandener wird er von Maria Magdalena trotzdem mit dem Gärtner verwechselt und Thomas zeigt er auch seine Nägelmale. Mit anderen Worten: Auch nach Ostern bleibt Jesus der Unverfügbare. Und als Auferstandener ist er auch der Gekreuzigte, der Schuld vergibt.
Ostermontag: Gottesdienste werden hier zumeist nicht angeboten, wohl aber Osterspaziergänge. Sie erinnern in gewisser Weise an den Fußweg, den die beiden unbekannten Jünger mit Jesus nach Emmaus unternahmen.
Und auch das kann ein gelungener Abschluss der Osterzeit sein. Wo so viele Menschen und auch Christen über Einsamkeit klagen, bietet die Gemeinde einen „Osterspaziergang“ an, der mit einer kleinen Erfrischung im Gemeindehaus oder anderswo endet.
Ostern nach außen
Ostergarten: Vor knapp 30 Jahren wurde der Ostergarten erfunden. Seitdem ist daraus eine regelrechte Bewegung entstanden. Die Idee ist, im Gemeindehaus oder einem größeren Gebäude die verschiedenen Momente der Ostergeschichte aufzubereiten. In den Wochen vor Ostern können dann einzelne Gäste oder ganze Gruppen diese Ausstellung besuchen. Durch szenische Begleitung werden die Besucher so selbst zu einem Teil der Ostererzählung. Je nachdem, wie viele Ressourcen eine Gemeinde zur Verfügung hat, kann ein solcher Ostergarten auch im Rahmen der Evangelischen Allianz durchgeführt werden. Die Erfahrung wird immer wieder gemacht, dass bei ausreichender Qualität dieses Angebot sehr gut besucht wird. Auch Schulklassen nehmen solche Einladungen an.
Osterbrauchtum: Im Lauf der Jahrhunderte hat sich ein weiter Kranz von Brauchtum um Ostern herum gebildet. Oft ist der christliche Hintergrund dabei ganz vergessen. Das gilt klassischerweise für die Ostereier. Denn diese sind nicht, wie man im Nationalsozialismus gerne behauptete, Erinnerungen an altes germanisches Brauchtum. Sie stammen vielmehr aus dem Mittelalter, wo während der Fastenzeit auf Eierspeisen verzichtet wurde. Zum Osterfest hatten sich dann viele Eier angesammelt, die auch verschenkt wurden. In das österliche Brauchtum einzuführen, ist immer interessant: Gemeinsam kann man lernen, Osterkerzen zu ziehen, Osterlämmer zu backen, Ostereier zu bemalen oder auch Osterkrippen zu bauen.
Osterfeuer: Der Brauch ist uralt. In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag wird ein größeres Feuer entzündet. Worin manche Zeitgenossen nur einen Abschied an die kalte Jahreszeit sehen, deuten Christen dieses Feuer auch als Bild des Lichts, das Christus in die Welt bringt. Wenn die entsprechenden Örtlichkeiten zur Verfügung stehen, können auch Gemeinden zu einem solchen Osterfeuer öffentlich einladen. Zuerst gibt es ein geselliges Beisammensein beim Feuer. Dann werden Kerzen verteilt, miteinander angezündet und in einer Andacht wird das Evangelium vermittelt.
Osterspiel: Wie beim weihnachtlichen Krippenspiel wird im Osterspiel die Auferstehung Christi schauspielerisch dargestellt. Und solch ein Ostertheater kann dann zu einem echten Highlight des Ostergottesdienstes werden. Insbesondere Kinder können hier eine große Begeisterung entwickeln. Und so kann der Ostersonntag für viele Familien attraktiv werden.
Weitergehen
Ostern wirkt – nach innen und nach außen. Es ist ein Markenzeichen lebendiger Gemeinden, dass beide Dimensionen immer im Blick bleiben. Dabei lassen sich diese beiden Dimensionen natürlich nicht steril voneinander trennen. Was auf die Gemeinde zielt, wird auch nach außen wirken. Und wo wir die Menschen um uns herum sehen, wird das auch die Gemeinde bewegen. Alles bedarf selbstverständlich der Planung und der Fantasie. Gemeinden mit wenigen Mitteln können hier schrittweise vorangehen. Und die genannten Ideen sollen bewährte Wege natürlich nicht aufheben.
Wichtig ist bei allem, regelmäßig die Absichten und Ergebnisse der Ideen zu überdenken. Die Frage ist: „Was tun wir wozu?“ Und wesentlich ist es ebenso, weiterzudenken. Die Überlegung gilt: „Wie können wir den Menschen in unserer Gemeinde und außerhalb von ihr im Anschluss weitere Angebote machen?“
Dr. Arndt E. Schnepper | Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach | th-ewersbach.de
Dieser Artikel erschien zuerst in der FeG-Zeitschrift Christsein Heute.
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