FeG-Gottesdienst | Kinder kommen zu Jesus
Zur gottesdienstlichen Kindersegnung und Darbringung | Aus der Gottesdienstwerkstatt der Theologischen Hochschule Ewersbach
Es ist ein kostbarer Moment, wenn in einem Gottesdienst die Eltern den Segen für ihr Kind erbitten. Das neugeborene Kind, die dankbaren Eltern, die Mitfreude der Gemeinde – sie alle lassen einen besonderen Eindruck bei uns zurück. In aller Regel nennen wir heute diese Handlung „Kindersegnung“. Das war jedoch nicht immer so: Bis in die späten 1970er-Jahre war es in unseren Gemeinden vielmehr üblich, von einer „Darbringung“ zu sprechen.
„Darbringung“ erinnert an die Erzählung der Eltern Hanna und Elkana, die ihren Sohn Samuel zu Eli bringen (1. Samuel 1). Auch die Darstellung des neugeborenen Jesus im Tempel durch seine Eltern Maria und Josef wird hier lebendig (Lukas 2,22). In einer „Darbringung“ wird somit neben dem Dank das Bekenntnis zum Ausdruck gebracht, dass die Kinder Gott gehören.
Die Bezeichnung „Kindersegnung“ verbindet sich wiederum mit den Berichten von der Segnung der Säuglinge (Lukas 18,15) sowie der Kinder (Markus 10,13) durch Jesus. Man sollte, so denke ich, die beiden Begriffe nicht gegenseitig ausspielen, sondern sie miteinander pflegen und gebrauchen. Die „Darbringung“ weist zum Vater als dem Schöpfer und Geber des Lebens, die „Kindersegnung“ deutet auf den Sohn, der die Kinder in den Arm nimmt und herzt. Beide Bezeichnungen ergänzen sich somit.
Kindersegnung ist Typisch FeG
Die Kindersegnung ist keineswegs eine neue Einrichtung in unseren Gemeinden. Ich verdanke Jens Mankel (Brühl) den Hinweis, dass schon der Gründer der ersten Freien evangelischen Gemeinde, Hermann Heinrich Grafe (1818–1869), sie kannte und im Kreis der Familie praktizierte.
So berichtet Grafe in seinem Tagebuch am 8. August 1856: „Heute Nachmittag um 4 Uhr gebar meine liebe Frau das sechste Kind und den vierten Sohn, gleich den noch lebenden 3 Kindern ohne einen Geburtshelfer. Wir wollen ihm den Namen Carl Friedrich Hermann geben und seine Seele, wie seinen Leib, dem Herrn Jesu ohne Taufe an’s Herz legen, damit dieser ihn selig mache.“
Auch in der ältesten Gemeinde in Wuppertal war eine solche Segnung üblich: „Statt der Kindertaufe wünschte die Gemeinde,“ so erinnert Richard Hoenen 1930 in seinem Buch über die Freien evangelischen Gemeinden, „daß sie mit ihrem Wissen dem Herrn dargebracht würden.“
Zwischen Formalismus und Formlosigkeit
Nun verfügen unsere Gemeinden über keine schriftlichen Regeln und verbindlichen Formulierungen, wie eine gottesdienstliche Kindersegnung geschehen möge – und das aus gutem Grund. Denn jede Gemeinde macht hier ihre eigenen Erfahrungen und weiß am besten um ihre Bedürfnisse.
Dennoch kristallisieren sich immer wieder auch Erfahrungswerte heraus, die viele Gemeinden teilen. Auf Dauer ist es nämlich wenig anziehend, wenn aus Sorge vor starrem Formalismus allein die Formlosigkeit regiert. Gesucht wird das passende „Format“, also die Form, die dem Anlass und der Gemeinde entspricht und auch attraktiv für Gäste erscheint.
Dos und Don‘ts
Grundsätzlich sollte die Kindersegnung, so denke ich, nicht in Abwehr und Abgrenzung zur Kindertaufe beschrieben werden. Sicher mag es solche Fälle geben, wo dies auch einmal sinnvoll ist. Aber viel selbstbewusster und überzeugender ist es, einfach einleitend zu sagen, dass man das zu tun gedenke, was im Neuen Testament beschrieben werde: nämlich die Kinder am Anfang ihres Lebens zu segnen. Diese Aussage ist in vielen Fällen hinreichend.
Ebenso sollte eine Darbringung immer in großer Herzlichkeit geschehen. Dies dürfen alle Beteiligten sowie die ganze Gemeinde auch spüren. Anwesende Gäste werden darum willkommen geheißen und die Eltern erhalten nach der Segnung eine Rose sowie ein Schmuckblatt mit biblischer Verheißung. In manchen Gemeinden singt man auch zum Abschluss miteinander ein Segenslied. Und natürlich gehört es zum guten Ton, dass Pastor, Pastorin oder jemand von der Gemeindeleitung die Eltern schon kurz nach der Geburt mit einem großen Blumenstrauß besucht, um die gemeinsame Freude zu teilen.
Bei aller Sympathie ist es aber auch wichtig, dass eine Kindersegnung zeitlich nicht den gottesdienstlichen Rahmen sprengt. Auch sollte der Eindruck vermieden werden, die Segnung sei der eigentliche Höhepunkt des Beisammenseins. Um es konkret und auch ein wenig angriffig zu sagen: Eine Kindersegnung darf nicht dazu führen, dass Predigt, Abendmahl oder gemeinsames Singen allzu verkürzt werden. Es handelt sich hier um eine Segnung, nicht um eine Taufe. Eine maximale Dauer von rund zehn Minuten scheint darum angemessen.
Wie kann nun die Darbringung beispielhaft aussehen?
Idealerweise treten die Eltern mit ihrem Kind gemeinsam mit dem Pastor auf die Bühne. Es spricht nichts dagegen, dass die junge Familie dabei durch Geschwister und einzelne Verwandte oder Freunde begleitet wird. Eltern und Kind werden vorgestellt und sodann findet mit wenigen Sätzen eine kleine Hinführung zur Kindersegnung statt. Kleine Interviews schaffen einen individuellen Rahmen. Eine kurze Zusage des Evangeliums für die Eltern wird ausgesprochen. Auch die Bereitschaft der Eltern zur christlichen Erziehung kann erwähnt oder bekräftigt werden.
Die Segnung sollte nicht allein von Pastor oder Pastorin durchgeführt werden. Vielleicht kann ein Ältester oder eine Älteste ein persönliches Segensgebet sprechen, während der Pastor den Segen Aarons übernimmt (4. Mose 6,24–26) oder umkehrt. Und selbstverständlich wird auch die gesamte Familie in Fürbitte und Segen eingeschlossen. Es ist ein schönes Zeichen, wenn die Gemeinde währenddessen aufsteht und möglicherweise auch ihre Hände zum Mitsegnen erhebt. Anschließend erfolgt dann die Übergabe von Blumen und Schmuckkarte. Ein warmer Applaus als Ausdruck der geteilten Gemeinschaft schließt die Segnung oft ab.
Manchmal kommt bei Kindersegnungen die Frage nach der Beteiligung von Paten auf. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber es ist sinnvoll seitens der Gemeinde zu unterstreichen, dass es sich hier vor allem um Gebetspatenschaften handelt. Bei aller Freude über neugeborene Kinder sollten Gemeinden auch im Blick behalten, dass es etliche Menschen gibt, die sich das Glück der Elternschaft ebenfalls wünschen, es aber nicht erleben. Darum ist hier eine sensible Sprache schätzenswert.
Dr. Arndt E. Schnepper | Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach | th-ewersbach.de
Dieser Artikel erschien zuerst in der FeG-Zeitschrift Christsein Heute.
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