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April 19, 2024 | Aktuell Allgemein CHRISTSEIN HEUTE FeG Diakonie Gemeindeleben Gemeinden Presse vef.de

FeG Diakonie | Nächstenliebe Praktisch

Nächstenliebe praktisch

DIe FeG Diakonie im Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG) stellt die Ergebnisse einer bundesweiten Befragung zur Gemeinde-Diakonie vor und geht Schritte in Richtung einer bundesweit vernetzten Arbeit.

Wer durch ein Museum streift, tritt hin und wieder nahe an die riesigen Bilder heran und betrachtet die filigranen Pinselstriche und spannenden Details des Kunstwerks. Doch nur, wer einen Schritt nach hinten tritt, erkennt das Gesamtbild.

So ähnlich geht es der Diakonie: Wir bewundern einzelne professionell ausgestaltete Bereiche wie Alten- und Krankenpflege. Sie sind wichtige Ausschnitte. Gleichzeitig liegt die Schönheit der Diakonie in ihrem Facettenreichtum. Gemeinden tragen zu diesem großen Ganzen mit vielfältigen Angeboten durch Ehrenamtliche und organisierte Arbeitskreise bei.

Nächstenliebe – Wesenzug von Gemeinde

Handelnde Nächstenliebe ist ein Wesenszug von christlicher Gemeinschaft und gleichzeitig ein aktives Zeugnis von Jesu Liebe. Zwischen Suppenküche und Second-Hand-Laden bewegen sich die diakonischen Initiativen ebenso wie zwischen Café-Arbeit, Besuchsdiensten, Winterspielplatz und dem Angebot von Sprachkursen. Ein schillerndes und komplexes Werk, das wir betrachten wollen.

Gemeindenahe Diakonie, die ankommt

Eine digitale Befragung unter FeGs in ganz Deutschland erfasste 2023 die Motivation sowie Stärken und Herausforderungen für die sozialdiakonische Gemeindearbeit. Dazu gaben 126 Personen eine Einschätzung für ihre FeG ab. Außerdem wurde nach aktuellen Aktivitäten zu neun Themenbereichen gefragt. Einige ausgewählte Ergebnisse möchte ich im ersten Abschnitt vorstellen und im zweiten Abschnitt mögliche Rückschlüsse und Anschlussmöglichkeiten für den Arbeitszweig FeG Diakonie skizzieren. Entstanden sind die Umfrage und die nachfolgenden Überlegungen innerhalb der Diakonischen Arbeitsgemeinschaft (DAG). Bei zwei offenen Digitalterminen für Gemeinden wurden sie zusätzlich besprochen. Die Umfrage beansprucht keinen Wissenschaftscharakter.

Grafik 1: Gemeindenahe Diakonie im Bereich Flucht und Migration

Grafik 2: Gemeindenahe Diakonie im Bereich Stadtteilarbeit

Gemeindenahe Diakonie, die ankommt

Eine digitale Befragung unter FeGs in ganz Deutschland erfasste 2023 die Motivation sowie Stärken und Herausforderungen für die sozialdiakonische Gemeindearbeit. Dazu gaben 126 Personen eine Einschätzung für ihre FeG ab. Außerdem wurde nach aktuellen Aktivitäten zu neun Themenbereichen gefragt. Einige ausgewählte Ergebnisse möchte ich im ersten Abschnitt vorstellen und im zweiten Abschnitt mögliche Rückschlüsse und Anschlussmöglichkeiten für den Arbeitszweig FeG Diakonie skizzieren. Entstanden sind die Umfrage und die nachfolgenden Überlegungen innerhalb der Diakonischen Arbeitsgemeinschaft (DAG). Bei zwei offenen Digitalterminen für Gemeinden wurden sie zusätzlich besprochen. Die Umfrage beansprucht keinen Wissenschaftscharakter.

Hier nun die Erkenntnisse zu den diakonischen Angeboten von Gemeinden:

  • Die Sache hat keinen Haken. Angebote werden von Gemeinden „nicht verzweckt“, um zu evangelisieren. 99 von 126 FeGs verknüpfen laut Selbsteinschätzung „nie“ oder nur „sehr selten“ eine evangelistische Botschaft mit dem sozialdiakonischen Angebot (Werte 1–3 auf einer 10-stufigen Skala, bei der 1 für „nie“ und 10 für „immer“ steht). Dass die Unterstützung ohne geistlichen Anspruch aufwartet, ist ihre Stärke. Kritisch könnte man dagegen fragen, ob Gemeinde kategorisch die Gute Botschaft zurückhält, die sie eigentlich mutiger verkünden könnte …
  • Ein wichtiger Bereich des Engagements bezieht sich auf Flucht und Migration: Knapp 90 % aller Gemeinden bieten Hilfe z. B. durch Sprachkurse, Finanzen, Kinderbetreuung oder Begegnungscafés. Insbesondere durch persönliche Initiative wird ein immenser Beitrag bei der Hilfe zu Antragstellungen und Behördengängen geleistet. Solche Hilfe gibt es in 60 % der Gemeinden. Aber auch das Bereitstellen von Wohnraum oder Übersetzung im Gottesdienst werden genannt. „Wenig organisiert, aber mit viel ehrenamtlichem Einsatz“, bringt eine Person das Engagement im Bereich Migration auf den Punkt. | Grafik 1: Flucht und Migration
  • Wie ein roter Faden zieht sich die Café-Arbeit durch alle Themenbereiche: Für verschiedene Zielgruppen werden die Formen des Cafés ausdifferenziert: Internationales Frühstück, Kreativ-Café, Straßencafé für die Nachbarschaft, Repair-Café, Frühstücksgottesdienst. Jede dritte Gemeinde schafft bei Essen und Trinken Miteinander. Teils werden weitere helfende Angebote damit verknüpft wie Betreuung für Kinder oder Beratung in Erziehungsfragen. Ein echter Trend bei FeGs …
  • Das Angebot von Betreuung und Besuchsdiensten für Senioren und Seniorinnen gehört bei über der Hälfte aller FeGs ins Portfolio. Allerdings konzentriert sich das Angebot größtenteils auf die „innere Gemeinde“ – Angebote nach Außen machen Gemeinden auf diesem Gebiet selten. Als Gegenbeispiel nennt eine Gemeinde die „ideelle und geistliche Unterstützung der ambulanten Pflege“ vor Ort. Das Thema „Leben im Alter“ könnte also – losgelöst von einer Gemeindezugehörigkeit – noch stärker in den Blick genommen werden, um Mitverantwortung im Umfeld zu übernehmen. Insgesamt sind vorrangig Ehrenamtliche in diesem Arbeitsbereich aktiv. Geht der Dienst in Richtung der Begleitung von Sterbenden, nehmen Hauptamtliche im pastoralen Dienst meist ihren Platz ein.
  • Für den Bereich Stadtteilarbeit wurden viele Kommentare ergänzt. Wir sehen zahlreiche kreative Funken wie Spielplatzpatenschaften, Rikschafahrten für Senioren und Seniorinnen oder den Obdachlosen-Express. Möglicherweise können diese Ideen und Einzelprojekte auch Impulscharakter für andere Gemeinden haben. Darüber hinaus werden viele Angebote für Kinder genannt: Winterspielplatz, Legotage, Pfadfinderarbeit und Co. Oft gelingt es im Zuge der Stadtteilarbeit, Brücken zwischen unterschiedlichen Personengruppen zu schlagen: Vorlesepatenschaften zwischen Alt und Jung, Begegnung mit Randgruppen außerhalb des Gemeindegebäudes … Die Stärke des Arbeitszweiges liegt in kreativen und niederschwelligen Angeboten. Ihr Leuchtturm-Charakter kann andere Gemeinden inspirieren | Grafik 2: Stadtteilarbeit
  • Im Bereich Armut entfällt etwa die Hälfte aller Antworten auf den Spitzenreiter „Unterstützung der Auslands- und Katastrophenhilfe“ im Bund FeG mit dem Hinweis auf dem Zusammenstellen der „Pakete zum Leben“. Dabei handelt es sich um punktuelle Aktionen mit vorbereitetem Material und begrenztem Zeitaufwand. Vielleicht können weitere vorbereitete Kurzprojekte die Ortsgemeinden entlasten, indem der Planungsaufwand reduziert wird. Weitere Einsatzfelder sind Mahlzeiten-Dienste, Tafeln und Kleiderkammern. Auch Spendenaktionen und der gemeindeeigene Sozialfonds werden in den Bemerkungen wiederholt genannt. | Grafik 3: Armut
  • Eigene Gemeinde-Angebote werden in bestimmten Bereichen ergänzt durch Kooperationen unterschiedlicher Natur. Beispielhaft: In den Bereichen Bildung und Familienhilfe werden Räume (gegen Miete oder unentgeltlich) für Kurse und Beratung zur Verfügung gestellt. In der Brennpunktarbeit wird auf Fachleute verwiesen, zum Beispiel Suchtkranke zum Blauen Kreuz vermittelt. Die Ökumene wird als Raum für soziale Arbeitskreise und Stadtteilarbeit genannt. Oder eigene Gemeindemitglieder werden in Vereine „entsendet“.

Grafik 3: Gemeindenahe Diakonie im Bereich Armut

Spannungsfeld: mehr geht immer

Das waren wenige akzentuierte Ausschnitte aus dem Bild der Gemeinde-Diakonie. Wir sehen, dass Themen unserer Zeit ihren Widerhall in den Gemeinden finden – oft mit ähnlichen Herausforderungen. Dabei bewegt sie sich mit ihren bedarfsorientierten Angeboten in einem Spannungsfeld aus dem Wissen „mehr geht immer“ und dem schmerzlichen Bewusstsein, dass die eigenen Ressourcen wie Zeit und Geld begrenzt sind. Daher ist es umso wichtiger, den Handlungsdruck zu nehmen und stattdessen die Ortsgemeinden in ihren jeweiligen Aufgaben zu stärken, befähigen, beraten und entlasten.

Die entscheidende Frage ist: „Was nun? Wie geht es weiter? Was macht der Arbeitszweig FeG Diakonie aus den Erkenntnissen?“

Aha-Momente für die FeG Diakonie

  • Austausch, Vernetzung: Wir können in der bundesweiten Gemeinschaft mit ca. 500 Ortsgemeinden vom Miteinander profitieren. Das heißt: Wissen und Erfahrungswerte sowie bereits vorhandenes Material miteinander teilen. Das ist ressourcenschonend, macht Gemeinde im besten Sinne „effizient“, spart Zeit. Niemand muss das Rad neu erfinden. Konkret könnten engagierte und interessierte Personen rund um Themenfelder wie Café, Winterspielplatz oder Suppenküche (digital) zusammenkommen, damit sie voneinander lernen. Denkt man den Bereich Austausch noch weiter, könnten auch Gruppen in der Super- oder Intervision zur Reflexion ihrer teils belastenden Dienstbereiche zusammenkommen. Wenn etwa Personen im pastoralen Dienst Sterbende begleiten, könnte ihnen Raum für Austausch mit Gleichgesinnten und der Blick auf den eigenen Krafttank helfen. Gleiches gilt für Ehrenamtliche, die beispielsweise mit Themen wie Prostitution und Menschenhandel in Berührung kommen und dies gerne mit Fachpersonen reflektieren wollen.
  • Inspiration: Gemeinden können ihre innovativen und zukunftsweisenden Projekte als „Leuchtturmprojekte“ vorstellen und damit anderen Impulse geben – sei es die Vorlesepatenschaft zwischen Ruheständlern und Kindern, die sprach- und kultursensible Pfadfinderarbeit oder das Digitalisierungsprojekt für Senioren und Seniorinnen. Impulse könnten auch solche niedrigschwelligen Aktionen sein, die gut übertragbar sind und damit gut kopiert werden können: Das „Adoptieren von Straßen“ für Gebetsspaziergänge oder das „Hoffnungsbeet“, das eine Ermutigung aus Blumen setzt.
  • Expertise, Beratung: Beim Bund FeG und in fachlichen Gruppen wie der Diakonischen Arbeitsgemeinschaft, finden sich bereits Expertinnen und Experten, die Fachimpulse geben können oder für Beratung zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es Expertisen in Ortsgemeinden: Vielleicht stehen diese für konkrete Anfragen ebenfalls zur Verfügung? Und möglicherweise können diese Fachleute ihr eigenes Herzensthema sogar über die eigenen Gemeindemauern hinaus zu anderen FeGs transportieren?

Teil der FeG Diakonie werden

Diese drei Handlungsfelder sind ein erster Vorgeschmack für das, was FeG Diakonie sein kann. Das Miteinander der Gemeinden kann zu einem „Game Changer“ der Gemeindediakonie werden. Im Hintergrund werden daher bereits die weiteren Schritte angebahnt und ich lade ein, ein Teil der bundesweit vernetzten Arbeit zu werden: als Teilnehmer und Teilnehmerinnen oder mit der eigenen Expertise. Mitmachen können alle: Interessierte wie Erfahrene, Haupt- und Ehrenamtliche.

  • 1. Dieser Link führt zu einer Abfrage: Innerhalb von zwei Minuten kann man hier eintragen, zu welchen Themenbereichen man gerne Updates und Einladungen erhalten möchte. | diakonie-themeninteresse.feg.de
  • 2. Über diesen Link kann man zusätzlich die eigene Expertise eintragen. | diakonie-expertise.feg.de
  • Alle, die sich über die Links eintragen, erhalten auch ein PDF mit der Präsentation zu Umfrage-Ergebnissen.

Beide Eintragungen sind als Interessenbekundung zu verstehen und werden nicht veröffentlicht. In manche Bereiche wird – je nach Anzahl der Rückmeldungen schneller Bewegung kommen als in andere. Die ersten Schritte werden je nach Thema und Bedarfsbereichen auch sehr unterschiedlich aussehen. Das ist eine Begleiterscheinung der Vielfalt, denn sozialdiakonisches Engagement geht als Querschnittsthema nun mal durch alle Lebensbereiche: Sie zeigt ihrem Wesen nach ein komplexes Bild.

Eine Vielzahl an engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen sind in den diversen Einsatzbereichen zu sehen oder sogar im Verborgenen aktiv. Doch darin liegt ihre Stärke: Sie wendet sich Menschen in unterschiedlichen Nöten und Bedürfnissen zu. „Bewegt von Gottes Liebe helfen wir“, lautet daher das Motto der FeG Diakonie.

Dieser Artikel erschien zuerst in der FeG-Zeitschrift Christsein Heute.

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