Osterlachen
Freude über Auferstehung Jesu ausstrahlen und verbreiten
„Halleluja–ha–ha, halleluja–ha–ha, halleluja–ha–ha.“ Vor Jahren saß ich in einem Ostergottesdienst in einer württembergischen evangelischen Kirche. Wir schmetterten das Lied „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ mit dem Text von Michael Weiße (1531) und der eingängigen Melodie von Melchior Vulpius (1609). Dieses Osterlied geht szenisch das biblische Ostergeschehen aus der Sicht der Frauen am Grab durch und wird zu einem gesungenen Gebet. Jede kurze Strophe schließt mit einem viermaligen „Halleluja“. Ursprünglich hatte das Lied 20 Strophen und wurde erstmals 1531 in Weißes „Ein New Gesengbuchlein“ für die Böhmische Brüdergemeine abgedruckt.
Im Vorfeld des Liedes erklärt der Pfarrer der Kirche im Schwarzwald die Tradition des Osterlachens, das die Freude über die Auferstehung Jesu Christi in liturgischen Bahnen leiten sollte. Im Mittelalter ging es dabei nicht immer so geordnet zu, wenn der Priester am Ostertag von der Kanzel ein „Ostermärlein“ als erheiternde Geschichte brachte und damit die Gemeinde zum Lachen animierte. Bei dem Baseler Reformator Johannes Ökolampad stieß diese teilweise öbzön gestaltete Tradition 1518 auf scharfe Kritik.
Frohe und überraschende Botschaft
Das Matthäus-Evangelium berichtet, dass am Ostermorgen „Maria von Magdala und die andere Maria“ (Matthäus 28,1) das Grab von Jesus besuchten und auf einen Engel des Herrn treffen. Er verkündigt ihnen, dass der gekreuzigte Jesus von den Toten auferstanden sei, zeigt ihnen die Stelle, wo er gelegen hat und beauftragt sie, diese gute Nachricht seinen Jüngern weiterzusagen.
„Die Frauen liefen schnell vom Grab fort. Sie waren zu Tode erschrocken und doch zugleich außer sich vor Freude. So schnell sie konnten, liefen sie zu den Jüngern, um ihnen auszurichten, was der Engel gesagt hatte.“ (Matthäus 28,8 | Neues Leben Bibel | SCM R. Brockhaus, 2014). Die beiden Marias waren erschrocken, aber auch voller Freude. Sie berichteten den Jüngern Jesu die bahnbrechenden Nachricht, die das ganze Leben verändern und auf den Kopf stellen würde – und den Grundstein für die Geburt der weltweiten Gemeinde Jesu für alle Zeiten gelegt hat.
Im Krisenblues
Klassischerweise gelten die protestantischen Kirchen und Freikirchen nicht gerade als lebenslustige und schon gar nicht als lachende Gesellen. Nicht ganz unrecht hat der Philosoph, Pfarrerssohn und Religionskritiker Friedrich Nietzsche (1844 – 1900), wenn er deutlich macht: „Die Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.“ (Freidrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen, 1883-1885).
Gründe, miesepeterig dreinzuschauen, haben wir genug: Für mich schafft der andauernde Krisenmodus aus den Nachwirkungen der weltweiten Pandemie, der Klimaveränderung, tägliche Kriegsnachrichten, steigenden Preisen und eine sich verändernde politische Weltarchitektur eher einen Krisenblues statt Auferstehungsfreude. Nicht selten stehe ich in der Spannung zwischen Nachrichten anschauen und dabei wieder neue Krisen mitbekommen – oder einfach alles komplett abzuschalten und den ständigen Strom an schlechten Neuigkeiten zu unterbrechen.
Im Gemeindekontext steht unsere „Lebens- und Dienstgemeinschaft“ als FeG-Gemeinden im Rahmen des FeG-Gesprächsprozesses zu Einheit und Vielfalt im Bund FeG vor großen Herausforderungen, die Gemeindeleitungen, Kreise, Regionen und den FeG-Bundestag beschäftigen und in den nächsten Monaten beschäftigen werden. Also haben wir wenig bis keine Gründe zur Osterfreude?
Osterlachen mitten in Krisen
Ostern ist für Krisenzeiten gemacht. Trotz aller Krisenstimmungen wird es wieder Ostern – nicht nur, weil es jedes Jahr neu im Terminkalender steht, sondern weil Jesus Christus damals ein für alle Mal von den Toten auferweckt wurde. Und die Macht der Sünde und des Todes besiegt hat. Das ist Grund zur tiefen Freude und zum heiteren Lächeln mitten in allen Unsicherheiten und Unzulänglichkeiten.
Deshalb nimmt uns diese Ausgabe der FeG-Zeitschrift CHRISTSEIN HEUTE mit hinein in die Freude und Hoffnung, die durch die Auferstehung Jesu Christi möglich geworden sind: als „Anker für unsere Seele“ (vgl. Hebräer 6,19) in der Bibelarbeit von Gert J. Steyn (S. 6-9), als „errungene Hoffnung“ im Interview mit Michael Herbst (S. 12-14), als „geschenkte Hoffnung“ im erlebten Beispiel von Marina Ruf (S. 18-21); Leben und Hoffnung siegen – auch angesichts des Todes in der Geschichte von Cordula Lindörfer (S. 15-16).
Das sind überzeugende Beispiele, die als Osterfunken im manchmal trüben Alltag auftauchen und uns heute dazu ermutigen, sich diese Osterfreude von Gottes Geist neu schenken zu lassen. Und damit dann andere anzustecken.
Ich möchte Ihnen Mut machen, das nächste gesungene „Halleluja–ha–ha“ zu Ihrem persönlichen Osterlachen zu machen, welches jedes Mal neu deutlich werden lässt: „Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.“ Wir wünschen Ihnen als Redaktion ein gesegnetes und freudiges Osterfest und eine anregende Lektüre.
Foto: FeG Deutschland | NU
ARTUR WIEBE | Redaktionsleiter von CHRISTSEIN HEUTE | christsein-heute.de
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