Ich danke Gott für diese schwierigen Zeiten!“, sagt der ukrainische Pastor Yurii in unsere erstaunten Gesichter. Es ist die Aussage eines begeisterten Evangelisten, der froh darüber ist, dass die Menschen wieder nach Gott fragen.
Yurii ist Pastor einer Freien evangelischen Gemeinde in Kramatorsk. Die Stadt liegt im Osten der Ukraine, nur 17 Kilometer entfernt von der aktuellen Kriegsfront. Viele der Gemeindemitglieder sind geflüchtet und an ihre Stelle sind bedürftige Menschen getreten. Das hat das Gemeindeleben und Yuriis Pastorendienst von Grund auf geändert.
FeGs in der Ukraine
Mit im Gespräch ist auch Andrii, Präses des kleinen FeG-Bundes, der mit sechs anderen ukrainischen Gemeinden zum Internationalen Bund Freier evangelischer Gemeinden (IFFEC | iffec.org) gehört. Andrii ist Pastor der FeG in Dnipro – eher im Zentrum des Landes. Die Mitglieder seiner Gemeinde sind kriegs- und fluchtbedingt in ganz Europa verteilt. Das hat das vorher sehr beziehungsorientierte Gemeindeleben fast wieder auf null gesetzt. Auch hier rücken neue bedürftige Menschen nach, die offen sind für die hoffnungsvolle Botschaft von Jesus Christus. Gleichzeitig sind sie aber auch eine Herausforderung für die Mitglieder, die vor dem Ukrainekrieg schon Teil der Gemeinde waren.
Während unseres Interviews sitzt Andrii neben Yurii und wirkt manchmal mäßigend auf den feurigen Evangelisten ein. Miteinander reden sie russisch und werfen sich gegenseitig die Bälle zu. Wir haben uns am 19. Juni 2023 im FeG-Bundeshaus in Witten getroffen. Mit dabei waren Präses Ansgar Hörsting, Jost Stahlschmidt (Leiter der FeG Auslands- und Katastrophenhilfe) und Albert Giesbrecht. Der Bereichsleiter der Allianz-Mission für Südosteuropa steht mit den beiden in engem Kontakt und hat sie im Februar besucht (vgl. CHRISTSEIN HEUTE 05/2023 S. 18ff.). Zeitweise hat Albert Giesbrecht von russisch nach deutsch übersetzt, ansonsten fand unsere Unterhaltung in englischer Sprache statt.
Schock und Hoffnung
Mich haben die beiden ukrainischen Pastorenkollegen, mit denen ich fast ein Jahrgang (1976, 1977) bin, tief beeindruckt. Ich habe mir während des Interviews und danach oft vorgestellt, wie ich in ihrer Situation handeln würde. Beide berichten von Schockmomenten, als der russische Angriff am 24. Februar 2022 losging, und von ihrer Flucht ins Ausland. Aber dann auch von ihrer Wiederkehr zurück an den Wirkungsort, weil sie genau dort weiterhin ihren Auftrag von Gott sehen. Sie stehen mitten im Feuer, wollen für die Menschen und für das Evangelium von Jesus Christus präsent sein.
Die beiden Ehemänner und Familienväter schrecken dabei nicht vor leidvollen Erfahrungen zurück. Sie vermitteln einen intensiven Glauben, der bereit ist, mit Leiden zu rechnen und auch Nachteile in Kauf zu nehmen. Ihrer Erfahrung nach bewährt sich der Glaube an Jesus Christus vor allem mitten im Feuer. Denn genau da hat Gott seinen Beistand zugesagt. Yurii bringt das in seiner Predigt „Umarme das Leiden“ klar zum Ausdruck, die er auf dem diesjährigen Freundestag der Allianz-Mission gehalten hat. Wir haben sie in dieser Ausgabe von CHRISTSEIN HEUTE abgedruckt.
Vorbilder ja, aber keine Helden
Ich bin versucht, die beiden ukrainischen Pastoren als Helden bezeichnen, was sie allerdings von sich weisen: Vorbilder im Glauben ja, aber keine Heroen. Mich beeindrucken ihre Zielstrebigkeit, ihr Durchhaltevermögen, aber gleichzeitig auch ihr Humor im Umgang mit der Kriegssituation. Vor mir sitzen zwei ganz normale Menschen mit Stärken und Schwächen – aber mit einem klaren Auftrag von Gott, vor Ort Gemeinde mit den Menschen zu bauen, die (noch) da sind.
Zwischen gewöhnungsbedürftigem Galgenhumor und traumatischen Nachwirkungen des Krieges, die sich auch körperlich zeigen – wenn Yurii das Geräusch eines Hubschraubers hört, reagiert sein Körper mit Zittern – ergibt sich für mich ein Bild von zwei mutigen Dienern Gottes, die in aller Schwachheit auf Gott vertrauen. Und die Chancen, die sich gerade jetzt in der Ukraine für die hoffnungsvolle Botschaft von Jesus Christus bieten, nutzen wollen, statt sie aus sicherer Entfernung an sich vorbeiziehen zu lassen. Als Pastoren und Familienväter werden sie noch nicht zum Kriegsdienst eingezogen, müssen aber tagtäglich damit rechnen, auch an die Front gerufen zu werden. In ihrem Vertrauen auf Gott sind sie echte Vorbilder und brauchen unsere Ermutigung, unser Gebet und unsere Unterstützung.
Glauben und Leiden gehören zusammen
Gott sei Dank dürfen wir als FeGs in Deutschland im Frieden leben. Gleichzeitig spüren wir als Gemeinden deutlich, dass unser Fahrwasser „Christliches Abendland“ oder „Land der Reformation“ nicht mehr trägt. Wir suchen nach Antworten, wie wir unsere Stuhlreihen in Gottesdiensten nach Corona möglichst wieder mit den vertrauten Gesichtern voll bekommen können. Zwischendurch ruhen wir uns gerne in der frommen Hängematte eines Wohlfühlchristentums aus, das wie selbstverständlich davon ausgeht, dass Gott wolle, dass es uns gut geht.
„Akzeptiere zu leiden“ – bei Andrii und Yurii entdecke ich nicht nur die potenzielle Bereitschaft, für das Evangelium von Jesus Christus mitten im Feuer zu stehen. Sondern das Leiden dann auch anzunehmen, wenn die Herausforderungen vor der Tür stehen. Sich eben nicht in eine vermeintliche Sicherheit zurückziehen, sondern für die frohe Botschaft von Jesus Christus gerade zu stehen und sich das Evangelium etwas kosten zu lassen. Genau darin sind sie und ist uns Jesus selbst das beste Vorbild.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine herausfordernde Lektüre dieser FeG-Zeitschrift. Und das in der Gewissheit, dass Jesus Christus versprochen hat: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Das sind keine Mutmach-Worte Jesus für Schönwetterzeiten, sondern dafür, wenn wir auftragsbestimmt mitten im Feuer stehen (vgl. Matthäus 28,16-20).
Liebe Grüße und Gottes Segen aus Witten!
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