Kehrtwende kostet
Im Juli diesen Jahres flog eine Maschine der Lufthansa von Frankfurt los Richtung Houston in Texas. Etwa eine Stunde nach dem Start wurde ein Passagier aber akut und so schwer krank, dass sich die Besatzung entschloss, über der Nordsee eine Kehrtwende zu machen und in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam herunterzugehen.
Hin und wieder passiert es, dass Flugkapitäne wegen solcher oder technischer Schwierigkeiten eine derartige Kehrtwende einleiten. Und auch ich musste in meinem Auto schon Kehrtwenden vornehmen, vornehmlich, wenn ich in Sackgassen gelandet war. Das kennen die meisten von uns und es ist nichts Ungewöhnliches in unserem Leben. Ob zu Fuß, per Bus oder Bahn, Flugzeug oder Auto: Wenn was ist, drehen wir um.
Keine Ahnung – wer oder was ist Jesus?
Die deutsche Gesellschaft – eigentlich die ganze westliche Welt – hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Säkularisierung und Pluralisierung sind zentrale Merkmale dieser Entwicklung. Während die beiden Großkirchen früher einen festen Platz im Alltag vieler Menschen hatten, ist die religiöse Bindung heute sehr viel schwächer geworden.
Auch wir als Freikirchen, die lange Zeit als dynamische und wachstumsstarke Alternative galten, stehen seit langem vor der Herausforderung, sich in einer Gesellschaft zu behaupten, die einerseits Religion und Glaube zunehmend als private Angelegenheit betrachtet und sich andererseits fortschreitend säkularisiert, was Unwissenheit über selbst die rudimentärsten Grundlagen des Glaubens hervorbringt.
Ich habe Menschen kennengelernt, die mit 30 Jahren noch nie den Namen Jesus gehört haben und für die auch die Frage nach der Existenz eines Gottes nie Thema in ihrem Leben war. Viele von uns ringen um Antworten und fragen sich: Was müssen wir tun und wie müssen wir uns aufstellen, damit Menschen in unserer Gesellschaft heute und in Zukunft zum Glauben an Jesus Christus finden und ihm beginnen nachzufolgen? Was können und müssen wir initiieren, damit Menschen eine Kehrtwende im Leben machen wollen?
Wer muss zuerst umkehren?
Das ist für mich die erste Frage. Und ich bin immer mehr davon überzeugt, dass wir den Satz von dem Missionstheologen David Bosch neu in unser Leben als Nachfolger Jesu integrieren und leben müssen. Sinngemäß schreibt er: „Zuerst braucht es eine Bekehrung zu Christus. Danach die Bekehrung zur Welt.“ Genau um diese Kehrtwende hin zur Welt geht es. Die meisten werden sich nicht bewusst von der Welt abgekehrt haben. Es waren eher schleichende Prozesse, die sich in Gang gesetzt und immer stärker Fuß gefasst haben. Die Dynamiken und Veränderungen der Gesellschaft sind so schnell vonstattengegangen, dass wir – und nicht nur wir Christen – daneben standen und manchmal nicht wussten, wie uns geschah.
Heute steht diese Kehrtwende zur Welt wieder neu im Raum und die ehrliche Frage an uns lautet: Müssen wir uns neu zur Welt bekehren?
Unterstützen und herausfordern
Als FeG-Praxisinstitut Evangelisation merken wir in vielen Beratungen dieselben Nöte und hören die gleichen Fragen: „Wie können wir heute Menschen in unserem Umfeld erreichen?“ „Was können wir tun (und was sollte man lassen, ergänze ich dann immer), damit Menschen in unserem Umfeld aufmerksam werden auf die Gemeinde, den Glauben, auf Gott?“
Wir sind glücklich und dankbar, wenn wir mit diesen Fragen angesprochen werden, denn genau dort beraten und helfen wir. Wir unterstützen und kommen an eure Seite. Wenn wir den Eindruck haben, sprechen wir auch an, dass es eine neue Kehrtwende braucht. Hin zur Welt. Gemeinde ist nicht nur der abgeschlossene Ort, an dem ich meine Freunde und Bekannten treffe und mich geistlich stärken lasse. Gemeinde muss vor allem der Ort sein, der mir hilft und mich darin unterstützt, meine Nachfolge im Alltag im säkularen Umfeld zu leben.
Auf die Kultur der Welt ausrichten
Einen Wunsch, den viele an uns haben ist, dass wir schnell helfen und ihnen die Lösungen präsentieren, die ihnen helfen, damit baldmöglichst wieder mehr Menschen kommen und sich bekehren. Wenn wir das könnten, hätte sich das in den letzten Jahren herumgesprochen und wir würden hunderte Anfragen haben, hätten Bücher geschrieben und wären als Speaker auf Konferenzen unterwegs. Haben wir alles nicht. Und es ist ja ganz klar, warum: Weil wir uns auf einen Weg mit Gemeinde machen, der nicht in einigen Wochen zu bewältigen und nicht mit ein paar veränderten Handstrichen zu erreichen ist.
Um eine Gemeinde zu werden, die sich konsequent auf die Kultur der Welt einlässt braucht es ein ‚Umparken im Kopf‘, wie es Philipp Bartolomä und Stefan Schweyer in ihrem Buch Gemeinde mit Mission beschreiben. Und ich ergänze: Es braucht auch eine Kehrtwende im Herzen. Es braucht die konsequente Entscheidung, dass man das will und den Weg gehen wird.
Angebot von FeG Evangelisation
Wir tun alles, was in unserer Kraft steht, um euch darin vor Ort zu unterstützen. Oft sind es die leitenden Personen einer Gemeinde, die sich auf den Weg machen. Mit ihnen beginnen wir erste Telefongespräche, um Stück für Stück zu schauen, was individuell für Gemeinde nötig ist. Manche sind voll zur Welt bekehrt und benötigen kleinere Unterstützungen.
Andere müssen sich zuerst über ihre geistlichen Motive klar werden. Die meisten beginnen nach den ersten Gesprächen konkret zu beten, dass Menschen sich bekehren und Nachfolger Jesu werden. Das ist übrigens die erstaunlichste Erkenntnis der letzten Jahre für mich: Dass lange nicht alle (eher die wenigsten, hüstel) konsequent und dauerhaft für Bekehrungen von Menschen beten.
Über telefonischen Kontakt hinaus bieten wir natürlich auch Beratung von ganzen Gruppen und Gemeinden via Zoom an oder kommen vor Ort – so wie es eben benötigt wird. Jeder Prozess ist individuell und einzigartig. So wie wir als Gemeinden von Gott geschaffen sind. Wir haben in jeder Region einen Berater des Praxisinstituts und freuen uns, wenn ihr auf uns zukommt.
Veränderung – Mit Gegenwind rechnen
Unser Angebot erstreckt sich viel weiter. Unser Web-Seminare bieten hilfreiche Unterstützung, ermutigen und machen ein Fenster in die Welt auf. Seminarwochenenden, BEWEGT-Konferenzen und -Tage und und und. Hauptamtliche, Kreise, ganze Gemeinden, über kürzere oder längere Zeit. Wir tun vieles, um Unterstützung zu geben.
Eins muss klar sein: Es ist leichter gesagt und gelesen als getan. In eigentlich jeder Gemeinde kommt Gegenwind, weil sich Dinge verändern werden und das nicht jedem gefällt. Man muss Kraft und Zeit investieren. Es kommt Bewegung rein und man beginnt, auf Dinge zu verzichten. Das ist normal, das ist der Deal. Bei einer Kehrtwende kommen wir nicht drumherum, auch Kosten zu tragen.
Umkehr – was darf es mich kosten?
Diese Frage habe ich letztens von einem Leiter gehört. Sie haben sich als gesamte Gemeinde gefragt: „Was darf es uns – nicht nur finanziell – kosten, dass Menschen in Zukunft zum Glauben kommen?“ Sie haben diese Frage sogar noch ergänzt und das hat mir total gut gefallen: „Auf was bin ich bereit zu verzichten, damit Menschen in unserer Gemeinde zum Glauben kommen?“
Ich bin überzeugt davon, dass der Patient sein Leben lang dankbar ist, dass das Pilotenteam eine Kehrtwende eingeleitet und damit seine Rettung ermöglicht hat. Ich wünsche mir, dass ich in Zukunft Menschen kennenlernen darf, die dankbar für die Kehrtwenden sind, die ihre neue Gemeinden gemacht haben.
Foto: FeG DEutschland | NU
DIRK AHRENDT | Leiter des FeG-Praxisinstituts Evangelisation | evangelisation.feg.de
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